Logo

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

In der Primär- und Revisionsendoprothetik sollte eine strenge Indikationsstellung zur Nutzung von Blasenkathetern Anwendung finden: Eine retrospektive Analyse nach Änderung des perioperativen Therapieprotokolls

Matthias Schnetz 1
Tim Jakobi 1
Larissa Ewald 1
Alexander Klug 1
Matthias Münzberg 1
Yves Gramlich 2
1BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Deutschland
2Agaplesion Markus Krankenhaus, Frankfurt am Main, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Durch die Nutzung von Blasenkathetern (BK) wird das perioperative Management von Patienten, die sich einer Implantation einer Totalendoprothese der Hüfte oder des Kniegelenks unterziehen, vereinfacht, da die Flüssigkeitsbilanzierung und die postoperative Miktion bis zur Wiedererlangung der Gehfähigkeit erleichtert werden. Weiterhin kann so ein postoperativer Harnverhalt vermieden werden. Es ist jedoch ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen (HWI) zu befürchten. Ziel dieser Studie war es, die Rate an HWI und postoperativen Harnverhalten in Abhängigkeit von der Nutzung von BK zu untersuchen.

Material und Methoden: Im Rahmen der Studie wurden 1.521 TEP-Patienten aus den Jahren 2021 und 2022 eingeschlossen. Während 2021 die Nutzung von BK für endoprothetische Eingriffe zum Standard gehörte, erfolgte ab 2022 eine Umstellung der hausinternen Leitlinien zur Nutzung von BK bei endoprothetischen Eingriffen hin zu einer strengeren Indikationsstellung. Es wurden daher zwei Gruppen vor und nach der Umstellung gebildet. Patientencharakteristika, Eingriffsdaten und Komplikationen wurden analysiert. Risikofaktoren für HWI und postoperativen Harnverhalt wurden bestimmt sowie betroffene Patienten untersucht.

Ergebnisse: Es erfolgte in 636 (41,8%) Fällen endoprothetische Primäreingriffe, in 646 (42,5%) Fällen endoprothetische Revisionseingriffe sowie in 239 (15,7%) Fällen die Implantation von Hüftprothesen bei Schenkelhalsfraktur. Die Nutzung von BK nahm signifikant von 62% in 2021 auf 38% in 2022 ab (p<0,001). Die Rate an HWI war ebenfalls signifikant geringer in der zweiten Gruppe (4,7% versus 1,2%; p<0,001), wobei die Nutzung von BK ein signifikanter Risikofaktor für HWI war (OR=3,83; p<0,001). Eine HWI war wiederum ein signifikanter Risikofaktor für eine periprothetische Infektion (OR=9,99; p<0,001). Die Rate postoperativer Harnverhalte stieg leicht von 0,9% in 2021 auf 1,8% in 2022, jedoch ohne signifikanten Unterschied. Ein postoperativer Harnverhalt trat am häufigsten nach Revisionseingriffen auf, insbesondere nach Austausch acetabulärer Komponenten (n=11; 52,4%).

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Nutzung von Blasenkathetern im Rahmen endoprothetischer Eingriffe geht mit einer erhöhten Rate an Harnwegsinfektionen einher, die wiederum ein erhöhtes Risiko für periprothetische Infektionen bedingt. Die Änderung des perioperativen Protokolls hin zu einer restriktiveren Nutzung von Blasenkathetern war eine effektive Methode um HWI zu vermeiden und ging nur mit einer geringfügig erhöhten Rate an postoperativen Harnverhalten einher, die einfach zu behandeln waren. Die Nutzung von Blasenkathetern im Rahmen endoprothetischer Eingriffe sollte daher immer, wenn Möglich, vermieden werden.