German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Beeinflussen Schmerz- und Mobilitätsgrad die Entscheidung zur operativen Versorgung bei osteoporotischer Beckenringfraktur?
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Bisher dient zur Entscheidung für oder gegen eine operative Versorgun bei osteoporoseassoziierten Beckenringfrakturen vorrangig die klinische Einschätzung. Eine Quantifizierung des Mobilitätsniveaus ist weder in der FFP-Klassifikation noch im OFP-Score abgebildet. Daher wurde im Rahmen dieser Studie erstmalig ein Mobilitätsniveau definiert, welches die Entscheidung zur operativen Versorgung beeinflusst.
Material und Methoden: Es erfolgte die retrospektive Datenanalyse im Beobachtungszeitraum 2018–2023 aller PatientInnen mit der Hauptdiagnose „osteoporoseassoziierte Beckenringfraktur“. Ausschlusskriterien waren ein Alter <65 Jahre, Hochrasanztraumata sowie pathologische Frakturen. Es wurden demographische Daten erfasst sowie Schmerzniveaus bei operativ und konservativ versorgten PatientInnen miteinander verglichen. Zudem wurde die Mobilitätsart und das Mobilitätsniveau anhand der Therapieentscheidung verglichen. Als Messgrößen wurden beim Schmerzniveau< die NRS-Skala verwendet, die Mobilitätsart (Gehgestell=1; Rollator=2; Unterarmgehstützen=3; frei=4) sowie das Mobilitätsniveau (Bettlägerig=1; Stand=2; Zimmer=3; Gang=4) wurden am jeweiligen Tag des stationären Aufenthalts in einer Likertskala angegeben. Es ergab sich hierbei ein Gesamt-Likert-Wert durch Addition der Werte der Mobilitätsart und des -niveaus.
Ergebnisse: Es wurden 428 PatientInnen in die Studie eingeschlossen. 36% (n=154) der PatientInnen erhielten eine operative Versorgung, bei 64% (n=274) erfolgte die konservative Behandlung. Im Schnitt wurde nach 4,91 ± 3,57 Tagen nach dem Trauma die OP-Indikation gestellt. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied (p<0,01) bei der Mobilität der PatientInnen (Mittelwert 4,17) im Vergleich zur Durchschnittsmobilität der konservativ Behandelten (Mittelwert 5,62). Zudem waren am Tag der OP-Anmeldung signifikante Unterschiede (p<0,01) bei den Schmerzniveaus der Operierten (Mittelwert 4,51) im Vergleich zum Schmerzlevel der konservativ Behandelten (Mittelwert 3,77) zu verzeichnen. Eine logistische Regressionsanalyse zeigte, dass es einen hochsignifikanten Zusammenhang zwischen reduzierter Mobilität (p<0,01) sowie erhöhtem Schmerzniveau (p<0,05) und operativer Therapie gibt.
Diskussion und Schlussfolgerung: Entsprechend des therapeutischen Vorgehens zeigten sich signifikante Unterschiede der Mobilitäts- sowie Schmerzniveaus. Nach initial analgetischer Therapie und Mobilisation scheint Tag 4 nach Trauma geeignet, um ein Assessment bzgl. Schmerz- und Mobilitätsniveaus zur Bahnung einer operativen Therapie zu sein. Anhand einer Likertskala wurde erstmals ein Schwellenwert der Mobilität (<5) sowie des Schmerzniveaus (>4) definiert, als Hilfe zur Objektivierung der Indikationsstellung zur operativen Therapie.



