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41. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.
25.-28.09.2025
Münster


Poster

Non-selektive laryngeale Reinnervation zur Therapie von Laryngospasmen bei einseitiger Stimmlippenlähmung – ein Fallbericht

M. Ney 1
D. Mürbe 1
1Charite – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Audiologie und Phoniatrie, Berlin, Deutschland

Abstract

Hintergrund: Eine einseitige Stimmlippenlähmung führt oft Heiserkeit. Einige Patienten leiden allerdings auch unter Atemnot bei Belastung oder parosysmalen Laryngospasmen. Erklärt wird dies durch pathologische Reinnervationsprozesse bei nervalen Schädigungen des Kehlkopfes. Die non-selektive laryngeale Reinnervierung wird auch hier als wirksam angesehen, da sie bei Erhalt der Stimme eine Coupierung der induzierbaren laryngealen Obstruktionen erzeugt.

Material und Methoden: Eine Patientin, 59 Jahre, mit postoperativer Lähmung nach Hemithyroidektomie rechts vor 9 Jahren mit täglich auftretenden Atemnotsituationen bei körperlicher Belastung, wie bspw. Treppensteigen, wurde einer non-selektiven laryngealen Reinnervierung ANSA auf Nervus laryngeus inferior rechts unterzogen.

Ergebnisse: Die Atemnotsituationen sistierten vollständig. Nach 18 Monaten postoperativ besteht zudem eine stabile Stimmfunktion mit guter Alltagstauglichkeit. Im Glasgow-Benefit Inventory zeigte sich ein deutlicher Gewinn an Lebensqualität durch die Reinnervation. Die Patientin würde die Operation erneut durchführen lassen und auch anderen Betroffenen mit ähnlichen Symptomen empfehlen.

Schlussfolgerungen: Die non-selektive laryngeale Reinnervierung führt bei einseitiger Stimmlippenlähmung mit hoher Zuverlässigkeit zu einer dauerhaft guten Stimmfunktion, welche oft als annähernd normalisiert von den Betroffenen erlebt wird.

Eine Erweiterung der Indikation besteht für Patient:innen mit einseitiger Lähmung und guter Stimmfunktion, im Falle von episodischer Atemnot bzw. paroxysmalen Laryngospasmen wie bei einer induzierten laryngealen Obstruktion (ILO). Patient:innen denen bislang überwiegend rein funktionelle Therapien oder destruierende operative laserchirurgische Verfahren angeboten werden, können somit von einer alternativen Intervention profitieren, welche die Luftnot beseitigt, ohne die Stimme zusätzlich zu schädigen.

Text

Hintergrund

Eine einseitige Stimmlippenlähmung führt oft zur Heiserkeit. Einige Patienten leiden allerdings auch unter Atemnot bei Belastung oder parosysmalen Laryngospasmen. Erklärt wird dies durch pathologische Reinnervationsprozesse bei nervalen Schädigungen des Kehlkopfes. Die non-selektive laryngeale Reinnervierung wird hier als wirksam angesehen, da sie bei Erhalt der Stimme eine Coupierung der induzierbaren laryngealen Obstruktionen bewirken kann [1].

Material und Methoden

Eine Patientin, 59 Jahre, mit postoperativer Lähmung nach Hemithyroidektomie rechts vor 9 Jahren mit täglich auftretenden Atemnotsituationen durch Laryngospasmen – induziert durch körperlicher Belastung, wie bspw. Treppensteigen – wurde einer non-selektiven laryngealen Reinnervierung ANSA auf Nervus laryngeus inferior rechts unterzogen.

Ergebnisse

Die Atemnotsituationen sistierten vollständig. Nach 18 Monaten postoperativ besteht zudem eine weiterhin stabile Stimmfunktion mit guter Alltagstauglichkeit. Im Glasgow-Benefit Inventory, einem verbreiteten Selbstbeurteilungsfragebogen zur Lebensqualität nach chirurgischen Interventionen, zeigte sich ein deutlicher Gewinn an Lebensqualität durch die Reinnervation (s. Tabelle 1 [Tab. 1]). In den durchgeführten spirometrischen Kontrollen zeigten sich keine wesentlichen Änderungen.

Tabelle 1: Ergebnisse des Glasgow Benefit Inventory in revidierter Fassung (GBI-5F) [3]

Die Patientin würde die Operation erneut durchführen lassen und auch anderen Betroffenen mit ähnlichen Symptomen empfehlen.

Tabelle 2 [Tab. 2] zeigt die Ergebnisse der Stimmdiagnostik prä- und postoperativ.

Tabelle 2: Ergebnisse der Stimmdiagnostik prä- und postoperativ

Endoskopische Videodaten und Audioaufnahmen prä- und postoperativ sind unter https://audiologie-phoniatrie.charite.de/wissenschaftliche_beitraege bzw. über QR-Code (Abbildung 1 [Abb. 1]) verfügbar.

Abbildung 1: QR-Code zu endoskopischen Videodaten und Audioaufnahmen prä- und postoperativ

Diskussion

Die non-selektive laryngeale Reinnervierung ist eine etablierte chirurgische Therapieoption bei symptomatischer einseitiger Stimmlippenlähmung zur Stimmverbesserung [1].

Eine Erweiterung der Indikation besteht für Patient:innen mit einseitiger Stimmlippenlähmung auch bei guter Stimmfunktion, im Falle von episodischer Atemnot bzw. paroxysmalen Laryngospasmen wie bei einer induzierten laryngealen Obstruktion. Das hier präsentierte Fallbeispiel illustriert dies bei einem sehr starken bzw. maximalen subjektiven Zugewinn um Sub-Score Lebensqualität des GBI-5F entsprechend der publizierten Daten [2] eindrücklich.

Patient:innen denen bislang überwiegend rein funktionelle Therapien oder destruierende operative laserchirurgische Verfahren angeboten werden, können somit von einer alternativen Intervention profitieren, welche die Luftnot beseitigt, ohne die Stimme zusätzlich zu schädigen.


References

[1] Crumley RL, Izdebski K. Voice quality following laryngeal reinnervation by ansa hypoglossi transfer. Laryngoscope. 1986 Jun;96(6):611-6. DOI: 10.1288/00005537-198606000-00004
[2] Wang W, Chen D, Chen S, Li D, Li M, Xia S, Zheng H. Laryngeal reinnervation using ansa cervicalis for thyroid surgery-related unilateral vocal fold paralysis: a long-term outcome analysis of 237 cases. PLoS One. 2011 Apr 29;6(4):e19128. DOI: 10.1371/journal.pone.0019128
[3] Browning GG, Kubba H, Whitmer WM. Revised 15-item Glasgow Benefit Inventory with five factors based on analysis of a large population study of medical and surgical otorhinolaryngological interventions. Clin Otolaryngol. 2021 Jan;46(1):213-21. DOI: 10.1111/coa.13649