Annual Meeting of the Society of the Ophthalmologists of Saxony – SAG 2025
Jahrestagung der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft – SAG 2025
Sekundäre CNV bei Idiopathischer Intrakranieller Hypertension
Text
Eine 39-jährige, stillende Patientin wurde konsiliarisch durch die neurologische Klinik zur Befundaufnahme und Mitbeurteilung der Papille sowie der Retina in unserer augenärztlichen Ambulanz vorgestellt. Die initiale Vorstellung erfolgte in der zentralen Notfallambulanz auf Empfehlung des niedergelassenen Augenarztes aufgrund einer beidseitigen Papillenschwellung (R>L).
Ophthalmologisch zeigte sich bis auf eine beidseitige Papillenschwellung R>L ein reizfreier und unauffälliger Befund. Während des stationären Aufenthalts in der Neurologie wurde durch umfassende neurologische und bildmorphologische Diagnostik ein Pseudotumor cerebri diagnostiziert. Da die Patientin unter Lumbalpunktionen eine deutliche Symptomregredienz angab, indizierten die Kolleg:innen regelmäßige Lumbalpunktionen mit begleitenden bildmorphologischen und ophthalmologischen Verlaufskontrollen.
Im folgenden stationären Aufenthalt zur zweiten Lumbalpunktion stellte sich die Patientin erneut konsiliarisch in unserer ophthalmologischen Ambulanz vor. Bei dieser Kontrolle imponierte funduskopisch eine unscharf begrenzte und prominente Papille (R>L) sowie eine nach inferior verlaufende subretinale Makulablutung am rechten Auge. Zur Dislokation der Blutung wurde zunächst eine intravitreale Injektion von rt-PA und SF6-Gas durchgeführt.
Nach eingehender Literaturrecherche und ausführlicher ophthalmologischer Diagnostik konnte eine sekundäre choroidale Neovaskularisation (CNV) im Rahmen des Pseudotumor cerebri festgestellt werden. Daraufhin wurde eine intravitreale operative Medikamenteneingabe (IVOM) mit Ranibizumab indiziert. Aufgrund der fehlenden Zulassung dieses Medikaments für stillende Patientinnen wurde die Therapie jedoch erst nach Möglichkeit eines Stillpausenkonzepts initiiert. Unter der Therapie zeigten sich im Verlauf ein deutlicher Anstieg des subjektiven Visus sowie eine deutliche Befundverbesserung.
Dieser Fall stellt eine äußerst seltene ophthalmologische Komplikation des Pseudotumor cerebri dar, die bislang nur in wenigen internationalen Fallberichten beschrieben wurde. Er verdeutlicht zudem die Relevanz interdisziplinärer Zusammenarbeit. Zahlreiche diagnostische ophthalmologische und neurologische Bildgebungen (MRT, OCT, OCTA, Fundusfotografien) liegen vor und können zur Falldiskussion herangezogen werden.



