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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Prävalenz der (sub-)klinischen exokrinen Pankreasdysfunktion beim primären Sjögren-Syndrom

Pauline Tittmann 1,2
Greta Sophie Lechte 1
Tabea Seeliger 3
Franz Felix Konen 3
Thomas Skripuletz 3
Torsten Witte 1
Nadine Zehrfeld 1
Diana Ernst 1
1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Hannover
2Medizinische Hochschule Hannover, Dekanat für Akademische Karriereentwicklung, KlinStrucMed Programm, Hannover
3Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie, Hannover

Text

Einleitung: Das primäre Sjögren-Syndrom (SjS) ist durch eine lymphozytäre Infiltration der Tränen- und Speicheldrüsen gekennzeichnet, die eine Sicca-Symptomatik hervorrufen kann. Das exokrine Pankreas ist den Speicheldrüsen in Morphologie und Funktion sehr ähnlich [1]. Ob die exokrine Pankreasfunktion ebenfalls vom SjS betroffen sein könnte, ist jedoch bisher nur unzureichend erforscht. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Prävalenz von Auffälligkeiten in der Pankreasfunktion bei SjS-Patient*innen zu evaluieren.

Methoden: Die monozentrische prospektive Studie zur Prävalenz der (sub-)klinischen exokrinen Pankreasdysfunktion wird seit 08/24 in der Medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt. Konsekutiv wurden Patient*innen mit SjS für die Studie evaluiert. Bisher wurden 150 Patient*innen mit SjS eingeschlossen, die die aktuellen EULAR-Klassifikationskriterien erfüllen und keine bekannten Vorerkrankungen des Pankreas aufweisen.

Zur Erfassung gastrointestinaler und Sjögren-spezifischer Symptome sowie relevanter Komorbiditäten wurde ein standardisierter Fragebogen verwendet. Die Pankreasfunktion wird durch die Bestimmung der Pankreasenzyme (Serum Lipase, Serum Amylase, Stuhl F-Elastase) evaluiert. Eine Follow-up-Untersuchung von auffälligen F-Elastase-Werten erfolgt nach 12–16 Wochen.

Im Folgenden werden vorläufige Daten der Kohorte vorgestellt. Abschließende Daten und Vergleiche mit den Kontrollkohorten (Gesunde und Rheumatoide Arthritis) werden zum DGRH präsentiert.

Ergebnisse: Von den 150 bisher eingeschlossenen Patient*innen sind 22,7% männlich, das mediane Alter der Kohorte beträgt 59,5 Jahre. Der ESSDAI beträgt im Median 7,0 [2,0–12,0] Punkte und der ESSPRI 5,3 [3,4–7,0] Punkte. Eine detaillierte Charakterisierung der SjS-Kohorte zeigt die Tabelle 1 [Tab. 1].

Tabelle 1

In der Baseline-Untersuchung wiesen 7/145 (4,8%) auffällige F-Elastase-Werte auf. Davon haben 5 einen F-Elastase-Wert von unter 200 mg/g. Im Follow-up konnten bisher 3/5 (66,7%) der F-Elastase-Werte als auffällig bestätigt werden.

Darüber hinaus wurden bei 19/148 (12,8%) erhöhte Lipase-Werte identifiziert. Interessanterweise wurden bei Patient*innen mit erniedrigten F-Elastase-Werten keine erhöhten Lipase-Werte identifiziert. Im Median sind die Lipase-Werte der im Follow-up F-Elastase positiven Gruppe mit 30,0 U/l [24,0–41,5] geringer als in der Gesamtkohorte 39,0 U/l [29,0-50,0].

Schlussfolgerung: Laborchemisch konnten bisher 3 Patient*innen mit exokriner Pankreasdysfunktion identifiziert werden. Diese wiesen im Median geringere Lipase-Werte auf als die Gesamtkohorte. Dies könnte auf eine reduzierte Lipaseproduktion infolge einer Pankreasatrophie zurückzuführen sein [2].

Die erhöhten Lipase-Werte bei anderen Patient*innen könnten möglicherweise auf subklinische Entzündungsprozesse im Pankreasgewebe hindeuten, was in zukünftigen Analysen weiter untersucht werden wird.


References

[1] Theodory B, Cao T, Swisher AR, Pham R, DiPatrizio NV, Yaghmour G. A novel approach to describing the pancreas and submandibular gland: Can they be classified as primary and secondary tissue organs? Acta Histochem. 2022 Aug;124(6):151934. DOI: 10.1016/j.acthis.2022.151934
[2] Capurso G, Traini M, Piciucchi M, Signoretti M, Arcidiacono PG. Exocrine pancreatic insufficiency: prevalence, diagnosis, and management. Clin Exp Gastroenterol. 2019 Mar 21;12:129-39. DOI: 10.2147/CEG.S168266