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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Kritische Auswirkungen auf die kardiale Funktion: Baseline-NT-proBNP und -LVEF als prognostische Biomarker der eosinophilen Kardiomyopathie

Fabian T. H. Ullrich 1
Antoine Murray 1,2
Ulf Schönermarck 3
Julia Lichtnekert 1,3
Didzis Gailis 1
Matthias Thaler 1
Katrin Milger-Kneidinger 4,5
Ulrich Grabmaier 6
Alla Skapenko 1
Hendrik Schulze-Koops 1
1LMU Klinikum München, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Sektion Rheumatologie und Klinische Immunologie, München
2MVZ Hochsauerland, Praxis für Rheumatologie Arnsberg, Arnsberg
3LMU Klinikum München, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Nephrologisches Zentrum, München
4Medizinische Universität Graz, Klinische Abteilung für Pulmonologie, Graz
5LMU Klinikum München, Medizinische Klinik und Poliklinik V, München
6LMU Klinikum München, Medizinische Klinik und Poliklinik I, München

Text

Einleitung: Die kardiale Beteiligung ist eine vital bedrohliche Manifestation Eosinophilie-assoziierter Erkrankungen wie der eosinophilen Granulomatose mit Polyangiitis (eGPA) und anderer hypereosinophiler Syndrome (HES) [1]. Aufgrund der Seltenheit existieren weder geeignete Biomarker noch standardisierte Behandlungsempfehlungen. Unsere Arbeitsgruppe konnte in präliminären Daten das Baseline-NT-proBNP im Serum als potentiellen Biomarker identifizieren [2]. Hier bestätigen und erweitern wir unsere Beobachtungen an der Münchener Gesamtkohorte.

Methoden: Daten der klinischen Routineversorgung von 52 Patienten mit Kardiomyopathie bei zugrundeliegender eGPA, HES sowie Medikamenten-induzierter-/Hypersensitivitätsmyokarditis, die zwischen 2010 und 2024 erstmals in unserer Klinik behandelt wurden, wurden retrospektiv analysiert. Die mediane Nachbeobachtung belief sich auf 34 Patientenmonate.

Ergebnisse: Bei 52 Patienten (50% weiblich, Alter 51,5 [37,3–59,8] Jahre) wurde 30-mal eine eGPA, 16-mal ein idiopathisches HES, 7-mal eine Medikamenten-induzierte/Hypersensitivitätsmyokarditis (davon 4-mal bekannte eGPA/HES) und 3-mal ausschließlich eine eosinophile Myokarditis diagnostiziert. Bei Erstdiagnose (ED) vs. nach median 34 Monaten lag die linksventrikuläre Auswurffraktion (LVEF) bei 48±2% (25/49 <50%) vs. 46±2% (19/37 <50%) und das Serum-NT-proBNP bei 3.283 [1.692–9.600] vs. 443 [88–1264] pg/ml. Der LV-endsystolische bzw. -enddiastolische Volumenindex (LVEDVI/LVESVI) bei ED vs. dem letzten Follow-Up mit dokumentiertem Wert (FU) betrug 45±5 bzw. 84±6 ml/m² vs. 60±8 bzw. 102±8 ml/m². Baseline-NT-proBNP und -LVEF korrelierten im Gegensatz zu CRP, Troponin, Kreatinkinase und Eosinophilenzahl nicht nur mit der Baseline-LVEF, sondern auch mit der Follow-Up-LVEF, -LVEDVI und -LVESVI (Abbildung 1 [Fig. 1]). Ebenfalls korrelierte ein 2022 publizierter eGPA-Kardiomyopathie-Score (Sartorelli et al.) mit der FU-LVEF, nicht jedoch der revisited Five Factor Score [3], [4]. Patienten, bei denen die Diagnose mit vs. ohne (positive) Myokardbiopsie und/oder Herz-MRT gestellt wurde, hatten bei ED eine signifikant schlechtere Pumpfunktion, die sich bis zum Follow-Up jedoch besser erholte (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Abbildung 1

Tabelle 1

Schlussfolgerung: Wir identifizieren hier das Baseline-NT-proBNP und die Baseline-LVEF als prognostische Biomarker für die Entwicklung der kardialen Funktion bei eosinophilen Erkrankungen. Auch klinische Composite-Scores könnten perspektivisch genutzt werden. Eine persistierende Einschränkung der LVEF und deutliche LV-Dilatation im Verlauf zeigt sich selbst bei Patienten ohne positive Myokardbiopsie/Herz-MRT bei ED. Wir schlagen deshalb den Begriff „Eosinophilie-assoziierte Kardiomyopathie“ vor.

Ob eine Biopsie/MRT aggressivere Therapien bahnt und damit kardiale Parameter verbessert, bleibt wie die Rolle einer gezielten Herzinsuffizienz- bzw. Biomarker-gesteuerten Therapie zu klären. Letztlich ist die kardiale Funktionsverbesserung für die Eosinophilie-assoziierte Kardiomyopathie entscheidend.


References

[1] Brambatti M, Matassini MV, Adler ED, Klingel K, Camici PG, Ammirati E. Eosinophilic Myocarditis: Characteristics, Treatment, and Outcomes. J Am Coll Cardiol. 2017 Nov 7;70(19):2363-75. DOI: 10.1016/j.jacc.2017.09.023
[2] Ullrich FTH, Murray A, Grabmaier U, et al. Eosinophile Myokarditis – auf der Suche nach Biomarkern: Charakteristika, Therapien und kardiales Outcome einer neu etablierten Münchener Universitätskohorte. Deutscher Rheumatologiekongress 2024. Düsseldorf, Germany: German Medical Science GMS Publishing House; 2024.
[3] Sartorelli S, Chassagnon G, Cohen P, Dunogué B, Puéchal X, Régent A, Mouthon L, Guillevin L, Terrier B; French Vasculitis Study Group (FVSG). Revisiting characteristics, treatment and outcome of cardiomyopathy in eosinophilic granulomatosis with polyangiitis (formerly Churg-Strauss). Rheumatology (Oxford). 2022 Mar 2;61(3):1175-84. DOI: 10.1093/rheumatology/keab514
[4] Guillevin L, Pagnoux C, Seror R, Mahr A, Mouthon L, Toumelin PL; French Vasculitis Study Group (FVSG). The Five-Factor Score revisited: assessment of prognoses of systemic necrotizing vasculitides based on the French Vasculitis Study Group (FVSG) cohort. Medicine (Baltimore). 2011 Jan;90(1):19-27. DOI: 10.1097/MD.0b013e318205a4c6