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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Videoassistierte rheumatologische Sprechstunde mit Physician Assistants in der Hausarztpraxis: Ein Zukunftsmodell zur Versorgungssicherung im ländlichen Raum – eine Machbarkeitsüberprüfung

Stephanie Gabriele Werner 1
Elke Schneider 2
Irem Taz Öztürk 2
Anastasia Weizel 2
Volker Eissing 2
Sarah Ohrndorf 3
1RHIO (Rheumatologie, Immunologie, Osteologie) Düsseldorf, Düsseldorf
2MVZ Birkenallee, Papenburg
3Klinikum Ernst von Bergmann, Potsdam

Text

Einleitung: Die Versorgungssituation für Rheumapatient:innen sieht sich einer zunehmenden Mangelversorgung ausgesetzt. Das Memorandum der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) von 2024 beschreibt den bereits bestehenden sowie zukünftigen Mangel an Rheumatolog:innen [1]. Insbesondere der ländliche Raum leidet unter dem Fachärzt:innenmangel, denn in diesen Regionen müssen Patient:innen sowohl viele Monate auf einen fachärztlichen Termin warten als auch häufig viele Kilometer Anfahrt in Kauf nehmen. Dies erfordert Kreativität und pragmatisches Denken, um Lösungen zu finden mit dem Ziel, die Situation zeitnah zu verbessern. Eine Lösung zur Verbesserung der ambulanten Versorgungssituation besteht in dem bisher wenig bekannten Berufsbild des Physician Assistance (PA), welches in Kombination mit der sich (langsam) etablierenden Videosprechstunde (VS) im fachärztlichen Bereich eingesetzt wird.

Methoden: Am Campus Papenburg, einem An-Institut der Hochschule Anhalt, wird seit 2021 der Bachelorstudiengang PA unterrichtet mit dem vorrangigen Ziel, die ambulante Versorgung zu stärken. Seitdem findet hier jährlich für das 3. Semester ein Rheumablockseminar und für das 5. Semester eine rheumatologische Fallbesprechung sowie außerdem ein semesterübergreifender Arthrosonographie-Kurs statt. Im Rahmen der Digitalisierung der Medizin besteht zusätzlich die Möglichkeit, Patient:innen im ambulanten Setting via VS zu betreuen. Es wurde von uns seit dem 01.01.2024 ein Konzept etabliert, in dem Rheumapatient:innen aus einem hausärztlichen MVZ in Papenburg von einer speziell rheumatologisch ausgebildete PA – in Kombination mit wohnortnahen hausärztlichen Kollegen sowie Supervision durch eine VS mit einer rheumatologischen Fachärztin – betreut werden. Die VS findet in der hausärztlichen Praxis mit PA, Patient:innen und Rheumatologin statt. Alle Patient:innen haben der Teilnahme an der VS zugestimmt, der Rheumatologin standen alle notwendigen Befunde zur Verfügung, bei Bedarf wurden während oder nach der VS weitere Befunde erhoben oder angefordert. Die Diagnose wurde durch die Rheumatologin gestellt und eine entsprechende Therapieempfehlung via Arztbericht erteilt. Die Therapie wurde im Anschluss durch die hausärztlichen Kollegen umgesetzt.

Ergebnisse: Es wurden über das Jahr 2024 n=63 Patient:innen (n=42 weiblich, n= 21 männlich; mittleres Alter 55 Jahre (21;85) so betreut.

Bei n=50/63 (79%) lag eine entzündlich-rheumatisch Grunderkrankung (EGR) vor. Bei n=13/63 (21%) Patient:innen wurde eine EGR ausgeschlossen. Die Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt die Aufteilung der Diagnosen.

Tabelle 1: Aufteilung der Diagnosen

Tabelle 2 [Tab. 2] zeigt die demographischen Daten.

Tabelle 2: Demographischen Daten

Schlussfolgerung: Im Rahmen unserer Machbarkeitsüberprüfung konnte nach anfänglichen Schwierigkeiten sowohl bzgl. der Technik, als auch dem Etablieren praktikabler Abläufe und dem „Abarbeiten“ von Patient:innen, welche schon sehr lange auf eine rheumatologische Mitbeurteilung gewartet haben, eine gewisse Routine etabliert werden. Grundsätzlich können Patient:innen mit akuten Problemen auf diesem Wege ohne lange Verzögerungen gesehen werden. Patient:innen mit bekannten Diagnosen, jedoch abhanden gekommener rheumatologischer Betreuung (Praxisschließung und fehlende Nachfolger), können auf diesem Wege rheumatologisch weiterbetreut werden. Patient:innen mit schweren Vorerkrankungen, hohem Alter oder fehlender serologischer Veränderung konnten zeitnah rheumatologisch mitbeurteilt werden. Diese Patient:innen fallen oft durch die häufig verwendeten Vor-Screenings. Auch sind lange Anfahrtswege in solchen Fällen einschränkend. Die demographischen Daten zeigen die hohe Variabilität und die größtenteils lange Symptomdauer bis Erstvorstellung. Ziel ist es nun, dass die Symptomdauer bis zur Erstvorstellung und Erstdiagnose verkürzt wird und die Patient:innen auf diesem Weg langfristig weiter betreut werden. Wir halten die vorgestellten Maßnahmen für einen praktikablen Weg, um die Patientenversorgung von Rheumapatient:innen insbesondere im ländlichen Raum zu verbessern bzw. langfristig sicherzustellen. Eine ausführliche wissenschaftliche Evaluation steht noch aus.


References

[1] Braun J, Albrecht K, Callhoff J, Haase I, Krause A, Lakomek HJ, Meyer-Olson D, Schmale-Grede R, Wagner U, Zeidler J, Zinke S, Voormann A, Specker C; die Kommission Versorgung der DGRh. Rheumatologische Versorgung in Deutschland : Memorandum der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie 2024 [Rheumatological care in Germany : Memorandum of the German Society for Rheumatology and Clinical Immunology 2024]. Z Rheumatol. 2024 Aug;83(Suppl 2):249-84. German. DOI: 10.1007/s00393-024-01539-2