Deutscher Rheumatologiekongress 2025
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Digitale Verhaltenstherapie verbessert die Schmerzwahrnehmung bei Patienten mit axialer Spondyloarthritis und chronischen Schmerzen: Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie
2Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne
3Rheumatologische Gemeinschaftspraxis Hattingen, Hattingen
4Internistische und rheumatologische Gemeinschaftspraxis in Gladbeck, Gladbeck
5Rheumatologische Schwerpunktpraxis Oldenburg, Oldenburg
Text
Einleitung: Die axiale Spondyloarthritis (axSpA) kann trotz Entzündungskontrolle mit chronischen Schmerzen verbunden sein. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) stellen einen innovativen Ansatz unter Anwendung psychologischer und verhaltenstherapeutischer Methoden im multidimensionalen Schmerzmanagement dar. Ziel unserer Studie war es, Auswirkungen einer DiGA auf das Schmerzerleben von axSpA-Patienten, die trotz stabiler medikamentöser Therapie unter chronischen Rückenschmerzen leiden, zu untersuchen.
Methoden: In dieser unverblindeten, monozentrischen, randomisiert kontrollierten Studie (1:1) wurde eine Interventionsgruppe (DiGA) mit einer Standardbehandlungsgruppe (SOC) verglichen. Die HelloBetter©Schmerz-App vermittelt verhaltenstherapeutische Ansätze in sieben interaktiven Lern- und Übungseinheiten. Patienten wurden 12 Wochen lang beobachtet. Der primäre Endpunkt war die schmerzbedingte Beeinträchtigung von Alltagsaktivitäten gemessen mit dem West Haven-Yale Multidimensional Pain Inventory (MPI). Als sekundäre Endpunkte wurden die Schmerzstärke, die affektive Verstimmung im MPI und weitere Patient Reported Outcomes (PRO) erhoben. Die Zufriedenheit der Patienten mit der DiGA wurden mit dem Net Promoter Score (NRS 0–10) gemessen. Lineare Modelle zur Schätzung des Effekts der DiGA auf die Veränderung der schmerzbedingten Beeinträchtigung von Alltagsaktivitäten (Modell 1) und der affektiven Verstimmung im MPI (Modell 2) wurden berechnet.
Ergebnisse: 136 axSpA Patienten wurden in die DiGA-Gruppe (n=73) und in die SOC-Gruppe (n=63) randomisiert (Tabelle 1 [Tab. 1]). 44 Patienten nutzten die DiGA aktiv, 12 erhielten von ihrer Krankenkasse den App-Code nicht und 17 Patienten nutzten die DiGA überhaupt nicht. In Woche 12 hatten 19 Patienten (43% der aktiven Nutzer) der Interventionsgruppe alle Einheiten der DiGA vollständig absolviert. Die Daten zu Baseline waren zwischen den Gruppen vergleichbar, einschließlich der MPI-Werte (Tabelle 1 [Tab. 1]). Die Unterschiede in den Veränderungen zwischen beiden Gruppen sind in Abbildung 1 [Fig. 1] dargestellt. Im Vergleich zu den SOC-Patienten gab es stärkere Verbesserungen bei den Interventionspatienten, sowohl bei der schmerzbedingten Beeinträchtigung von Alltagsaktivitäten (Modell 1: -0,36, 95% KI: -0,73 bis 0,01), als auch bei der affektiven Verstimmung (Modell 2: -0,4, 95% KI: -0,84 bis 0,003). Die Zufriedenheit mit der DiGA war moderat (Net Promoter Score 5,8 (4,3)).
Tabelle 1: Demographische Daten und Ausgangsmerkmale, eingeteilt in Gruppen und Nutzungsaktivität
Abbildung 1: Veränderung klinischer Merkmale, eingeteilt in Gruppen
Schlussfolgerung: Die Nutzung einer verhaltenstherapeutisch ausgerichteten DiGA für Schmerzpatienten zeigt bei axSpA Patienten mit chronischen Schmerzen eine Verbesserung der schmerzbedingten Beeinträchtigung von Alltagsaktivitäten. Dies unterstreicht die mögliche Verwendung von DiGAs als zusätzliches Instrument im multidimensionalen Schmerzmanagement bei axSpA-Patienten. Mehr als die Häfte der) von Patienten nutzte die DiGA nicht wie vorgesehen oder erhielt von der Krankenkasse keinen Zugang zur DiGA.