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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Evaluation von Mehrwegtextilien im Operationssaal unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit

Annika Steinmeier 1
Nicole Feder 1
Robert Mahlow 1
Ulrich Stöckle 1
Oliver Birkelbach 1
Robert Zahn 1
1Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité, Berlin, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Der Gesundheitssektor ist weltweit für ca. 4,4% der Treibhausgas-Emission verantwortlich (Richter). Neben Energieaufwendung für Strom und Heizung stellt die Abfallentsorgung im Krankenhaus einen wesentlichen Faktor dar. Insbesondere Abfall aus dem Operationstrakt, der ca. 30% des gesamten Krankenhausabfalls ausmacht, wird meist als krankenhausspezifischer potentiell infektiöser Abfall unter hoher CO2-Emission vernichtet. (Richter, 2023)

Neben effizienter Abfalltrennung sowie Integration von Wertstoffen in wertvolle Recyclingprozesse, ist die Abfallvermeidung eine wichtige Maßnahme zur Reduktion der CO2-Emissionen (Lattanzio, Pradere). Neben bereits etablierten Mehrweginstrumenten stellen Mehrwegtextilien, wie OP-Abdeckungen und OP-Kittel, eine vielversprechende Möglichkeit zu weiterer Abfallreduktion und Verringerung der CO2-Emissionen durch Sterilisation statt Verbrennung und Neuproduktion dar (Kwakye, Egetemeyer, Snow, Overcash).

Ziel dieser Studie war die Evaluation von Mehrwegtextilien hinsichtlich ihrer Potentiale zur Reduktion von Abfall sowie deren Einfluss auf Komfort und Arbeitsabläufe im Operationssaal.

Material und Methoden: Über einen Zeitraum von vier Wochen wurde eine Erhebung des anfallenden Abfalls in fünf unfallchirurgischen OP-Sälen durchgeführt. Die Erhebung erfolgte zunächst zwei Wochen mit bereits etablierten intermittierend genutzten Mehrwegkitteln und Einwegabdeckungen nach ausführlicher Schulung über zwei Wochen durchgängig mit Mehrwegtextilien. Für die Erhebung der Menge an anfallendem Müll oder aufzuarbeitende Textilien wurde das Volumen sowie das Gewicht gemessen. Außerdem wurde die Dauer der Vor- und Nachbereitung der Operationen erfasst. Im Anschluss erfolgte die Befragung des OP-Personals zu Komfort und Handling der Mehrwegtextilien über anonymisierte Fragebögen.

Zur deskriptiven Statistik wurden Mittelwerte und Standardabweichung ermittelt. Differenzen zwischen abhängigen Variablen wurden in Abhängigkeit von der Datenverteilung mittels T-Test bzw. Wilcoxon-Test analysiert, bei unabhängigen Variablen mittels T-Test bzw. Mann-Whitney-U-Test. Das Signifikanzniveau wurde auf 0,05 festgelegt.

Ergebnisse: Während unter Nutzung von Einwegabdeckungen 147,68 (+/-79,42) L bzw. 6,26 (+/-2,34) kg Abfall pro Operationen anfielen, konnte die Abfallmenge unter Nutzung von Mehrwegabdeckungen auf 109,62 (+/-19,66) L bzw. 4,57 (+/-1,92) kg signifikant gesenkt werden, was einer Reduktion von 27% entspricht.

Es zeigte sich keine signifikante Differenz der Dauer zur Vor- und Nachbereitung oder der Operationen selber bei Nutzung von Einweg- oder Mehrwegtextilien.

25 Proband:innen (46% OP-Funktionsdienst, 54% ärztlicher Dienst) nahmen an der Befragung teil und 96% der Befragten schätzten die Etablierung von Mehrwegtextilien im OP als unproblematisch ein.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Nutzung von Mehrwegtextilien kann den anfallenden Abfall im Operationssaal signifikant reduzieren und damit zu einer effektiven Reduktion der CO2-Emissionen beitragen, ohne die Abläufe im OP zu erschweren oder zu verlängern. Dies stellt damit eine wertvolle Möglichkeit auf dem Weg zur einem nachhaltigeren Gesundheitssystem dar.