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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Gender Research Gap des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie 2015–2024

Carolina Vogel 1
Vera Bertsch 1
Mika Rollmann 1
Tina Histing 1
Benedikt Braun 1
1Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie an der Eberhard Karls Universität Tübingen, BG Klinik Tübingen, Tübingen, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Geschlechtsspezifische Unterschiede sind in der Orthopädie und Unfallchirurgie (O&U) sehr präsent. Trotz eines steigenden Frauenanteils im Medizinstudium liegt der Anteil von Chirurginnen in O&U weiterhin bei nur 18,6%. Diese Unterrepräsentation zeigt sich nicht nur in der Klinik, sondern auch in der Forschung und an der Beteiligung wissenschaftlicher Kongresse.

Ziel der Studie war es, die Beteiligung von Frauen an Abstract-Einreichungen für den Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) von 2015–2024 zu analysieren und diesen Trend im Kontext der Entwicklung des Frauenanteils in der Orthopädie und Unfallchirurgie zu evaluieren.

Material und Methoden: In der vorliegenden retrospektiven Studie wurden geschlechtsspezifische Unterschiede bei Abstract-Einreichungen zum DKOU in den Jahren 2015 bis 2024 analysiert. Zu diesem Zweck wurden anonymisierte Daten nach Geschlecht, Rolle bei der Einreichung und akademischem Titel ausgewertet.

Ergebnisse: Zwischen 2015 und 2024 waren 82.813 Personen an Abstract-Einreichungen zum DKOU beteiligt, davon 20% Frauen (p < 0,001). Der Frauenanteil stieg von 16,7% (2015) auf 21,7% (2024) mit einer durchschnittlichen jährlichen Zunahme von 0,5% (p < 0,001). Relativ zur jeweiligen Geschlechtergruppe waren Frauen prozentual häufiger unter Studierenden, Promovierten und Master-Absolventen vertreten, während Männer ab der Habilitation dominierten. Ein Trend, der sich bei Professuren weiter verstärkte (p < 0,001). Absolut gesehen waren Männer häufiger Einreichende und Präsentierende (76,7% vs. 23,3%, p < 0,001).

Diskussion und Schlussfolgerung: Der DKOU stellt eine bedeutende Plattform für wissenschaftliche und berufspolitische Entwicklungen dar. Diese Studie bestätigt, dass Frauen auch in der Forschung von O&U unterrepräsentiert sind, was sich in einem niedrigen Anteil an Abstract Einreichungen (20%), trotz einer jährlichen Zunahme um 0,5%, widerspiegelt. Die Ursachen umfassen geschlechtsspezifische Vorurteile, unzureichende Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie mangelnde Vorbilder und Netzwerke. Frauen sind bis zur Promotion prozentual stärker vertreten. Der Anteil sinkt jedoch ab der Habilitation deutlich. Gründe hierfür können beispielweise Karrierehemmnisse im Kontext der Familiengründung oder ungleiche Sorgearbeit sein. Männer profitieren außerdem häufiger von wissenschaftlichen Netzwerken, was ihre Sichtbarkeit und Förderung begünstigt. Zur Verbesserung der Geschlechterparität in O&U sind gezielte Maßnahmen erforderlich, darunter Mentoring, familienfreundliche Arbeitsmodelle, flexible Karrierewege und eine bessere Integration wissenschaftlicher Tätigkeiten in den klinischen Alltag. Ohne strukturelle Veränderungen würde eine geschlechtergerechte Stellenbesetzung in O&U erst 2087 erreicht werden. Nachhaltige Diversitätsstrategien sind daher essenziell, um eine ausgewogene Repräsentation von Frauen und Männern in Klinik und Forschung sicherzustellen.