German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Neue Operationsmethode für diametaphysäre distale Radiusfrakturen bei Kindern mittels retrograder intramedullärer Marknagelung
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Distale Unterarmfrakturen sind mit die häufigsten Verletzungen im Kindesalter. Die geschlossene Reposition und die retrograde intramedulläre Nagelung sowie die K-Draht Osteosynthese stellen hier den Goldstandard der operativen Therapie dar. Insbesondere die diametaphysäre distale Radiusfraktur stellt die ChirurgInnen jedoch immer wieder vor Herausforderungen. Diese Studie stellt eine einfache abgeänderte Operationsmethode mittels „ESIN-Krückstock“ dar, bei welcher der ESIN vor dem endgültigen Einbringen um 90° gebogen wird.
Material und Methoden: Eingeschlossen wurden alle Patienten, die aufgrund diametaphyärer Radiusfrakturen zwischen Januar 2022 und Dezember 2024 mittels ESIN versorgt wurden. Einschlusskriterium war die retrograde intramedulläre Marknagelung mit der „klassischen“ Operationsmethode sowie die Anwendung der abgeänderten Methode. Ausgeschlossen wurden alle Patienten, die mit anderen Osteosyntheseverfahren operativ versorgt wurden sowie Patienten mit Radiusschaft- oder proximalen Radiusfrakturen. Analysiert wurden prä- und postoperative Röntgenbilder hinsichtlich der Achsabweichung, chirurgische Komplikationen, das klinische Outcome der Patienten sowie die Heilungsrate.
Ergebnisse: 28 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen. Das Durchschnittsalter betrug 11,1 Jahre (3–16). 22 Patienten wiesen zusätzlich zur diametaphysären distalen Radiusfraktur eine distale Ulnafraktur auf. Von den 28 Patienten wurden 18 mittels des abgeänderten retrograden „Krückstock“-Verfahren operativ versorgt, 10 Patienten wurden mit dem herkömmlichen retrograden ESIN-Verfahren operiert. Die präoperative Achsabweichung in der a.-p.- Ebene betrug im Schnitt 24,1 Grad, in der seitlichen Ebene 32,7 Grad. Die postoperative Achsabweichung betrug in der Gruppe mit der herkömmlichen Methode in der a.-p.- Ebene im Durchschnitt 8,5 Grad mit einem Maximum von 18,1 Grad. In der seitlichen Ebene konnte eine Abweichung von durchschnittlich 3,8 Grad gemessen werden. In der Gruppe der abgewandelten „Krückstock“-Methode zeigte sich eine postoperative Achsabweichung in der a.-p.-Ebene von 4,2 Grad mit einem Maximum von 8,1 Grad. In der seitlichen Ebene zeigte sich eine Abweichung von 2,4 Grad. In der Gruppe der herkömmlichen Operationsmethode mussten zwei Patienten aufgrund einer sekundären Dislokation innerhalb von 2 bzw. 4 Tagen operativ mittels Plattenosteosynthese revidiert werden. Alle Kinder und Jugendlichen zeigten ein konsolidiertes Frakturverhältnis nach 6 Wochen ohne relevante Einschränkung der Range-of-Motion.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die abgewandelte Operationsmethode stellt eine einfache und sichere Operationsmethode für die diametaphysären distalen Radiusfrakturen bei Kindern dar. Im Vergleich zur herkömmlichen retrograden Methode kann durch das 90° Umbiegen des distalen Endes eine Dislokation des distalen Fragmentes vermieden werden. Somit kann auch die die diametaphysäre distale Radiusfraktur einfach und sicher mittels retrograder, intramedullärer Nagelung versorgt werden.



