German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Evaluierung eines evidenzbasierten, selbstgesteuerten physiotherapeutischen Ansatzes bei scapulothorakaler Dyskinesie
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Aktuelle Behandlungen der scapulothorakalen Dyskinesie (SD) basieren überwiegend auf Expertenmeinungen, wobei hochwertige Evidenz zur Unterstützung ihrer Wirksamkeit begrenzt ist. Ziel dieser Studie war es, eine physiotherapeutische Intervention für SD zu evaluieren, die auf einer systematischen Literaturrecherche basiert und in einer Pilotstudie getestet wurde.
Material und Methoden: Eine systematische Literaturrecherche wurde in PubMed durchgeführt, um randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) der letzten zehn Jahre zu identifizieren, die sich auf nicht-invasive Therapien und Übungen für SD konzentrieren. Einschlusskriterien waren konservative Interventionen, die gezielt SD ansprechen, während invasive Behandlungen, alternative Therapien und nicht-randomisierte Studien ausgeschlossen wurden. Die Qualität der eingeschlossenen Studien wurde mit dem modifizierten Coleman Methodology Score (mCMS) bewertet. Basierend auf den Ergebnissen wurde ein evidenzbasiertes sechswöchiges Heimtrainingsprogramm entwickelt und in einer Pilotstudie bei Patienten mit SD ohne begleitende Schulterpathologien getestet. Messungen umfassten Krafttests (IsoForceControl®Evo2), dynamische Rasterstereografie (DRS), Elektromyografie (EMG) und patientenberichtete Ergebnisse mit QuickDASH, Nottingham Clavicle Score (NCS), Freiburger Fragebogen zur körperlichen Aktivität (FFZKA), der Physical Activity Enjoyment Scale (PACES-S) und der Skala „Sportbezogenes Barrierenmanagement“. Daten wurden zu Beginn, nach drei und sechs Wochen erhoben.
Ergebnisse: Sechzehn Studien mit 1.301 Patienten wurden eingeschlossen, mit einem durchschnittlichen mCMS von 47.5 ± 6.35. Sechs weitere relevante Studien unterstützten das Design des Trainingsprogramms. In die Pilotstudie wurden 19 Teilnehmer (58% Männer; Durchschnittsalter 40,93 Jahre; BMI 30,37) aufgenommen. Die Ergebnisse zeigten eine Tendenz zur Verbesserung der NCS- und FFZKA-Werte sowie eine Reduktion der PACES-S-Werte, ohne jedoch statistische Signifikanz zu erreichen. In anderen Messungen und DRS wurden keine relevanten Änderungen festgestellt.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Pilotstudie zeigte, dass ein selbstgesteuertes, evidenzbasiertes Heimtrainingsprogramm für SD durchführbar ist und mit Verbesserungen spezifischer funktioneller Ergebnisse verbunden sein könnte. Das Fehlen signifikanter Ergebnisse unterstreicht jedoch die Notwendigkeit weiterer Optimierung und größerer Patientenkohorten zur Bestätigung der Wirksamkeit. Verbesserte Strategien zur Förderung der Teilnehmerbindung könnten zudem Barrieren zur Freude an körperlicher Aktivität abbauen und die Adhärenz steigern.



