German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Return-To-Sports nach tumorendoprothetischer Behandlung maligner Knochensarkome am Kniegelenk – was ist möglich?
2Universitätsklinikum Essen, Klinik für Tumororthopädie und Sarkomchirurgie, Essen, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Bei konstant hohen Überlebensraten durch die multimodale Therapie von Osteo-/Ewing-Sarkomen rückt zunehmend die Wiederaufnahme von körperlicher Aktivität und Sport in den Fokus. Ein Großteil der Patienten kann extremitätenerhaltend mit modularer Tumorendoprothetik behandelt werden. Es handelt sich vorwiegend um junge Patienten mit hohem Aktivitätsniveau. Reliable Daten zum Return-To-Sports (RTS) sind kaum erhältlich. Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung der sportlichen Leistungsfähigkeit nach Tumorendoprothetik am Kniegelenk.
Material und Methoden: In die retrospektive Auswertung wurden n=38 Patienten (22w, 16m; Alter 21,87±12,23J) mit kniegelenksnahem Osteo-/Ewing-Sarkom eingeschlossen, die am Sarkomzentrum mittels gekoppelter modularer Tumorendoprothese (MUTARS®, Implantcast; Buxtehude, GER) versorgt wurden. Neben Demographie sowie Tumor-/OP-assoziierten Parametern wurden Daten zur Rehabilitation, sportlichem Aktivitätsniveau und die RTS-Rate ermittelt. Schmerzen wurden als VAS (0–10), die Zufriedenheit mit OP/Rehabilitation als NRS (1–10) erfasst. Es erfolgt eine deskriptive statistische Auswertung.
Ergebnisse: Bei n=34 (89,0%) wurde ein Osteosarkom, bei n=4 (11,0%) ein Ewing-Sarkom behandelt. Die Lokalisation war bei n=28 (74,0%) das distale Femur und bei n=10 (26,0%) die proximale Tibia, die Resektionsstrecke lag bei 18,89±5,41 cm. Bei n=12 wurde ein Sonderimplantat verwendet, bei n=14 ein Wachstumsimplantat (MUTARS® Xpand). Das Follow-Up lag bei 60,53±57,89Mo. Die Revisionsrate betrug 32,0%, hier vorwiegend Wechseleingriffe bei mechanischer/infektiologischer Komplikation. Die Patienten erhielten über 35,35±35,28 Wo KG, in 42,9% als Dauerverordnung. Nur 47,0% durchliefen eine stationäre Reha-Maßnahme. Die Zufriedenheit mit OP/Rehabilitation wurde mit 8,80±1,71/8,19±2,24 angegeben. Das Schmerzniveau lag bei 2,31±2,19, die Gehstrecke bei 4407±3208 m. 82,0% gingen vor Diagnose einer regelmäßigen sportlichen Aktivität nach, davon 54,8% High-Impact Sportarten (Fußball/Turnen) mit einer Intensität von 3,56±1,94 h/Wo und in 61,0%/39,0% auf Vereins-/Wettkampfniveau. Die RTS-Rate lag bei lediglich 19,0% nach 25,33±14,05 Mo (n=0 Wettkampfsport). Es zeigte sich ein Shift zu Low-Impact-Sport (Schwimmen/Fitness) mit niedrigerer Intensität (2,82±2,09 h/Wo). Als Grund für Non-RTS gaben 68,0% Schmerzen/ROM, 32,0% allgemeine Leistungsminderung, 16% Verbot durch Behandler und 40% Angst vor Komplikationen an. 13% berichteten OP-assoziierte Überlastungsschäden, jedoch keine höhergradige Verletzungen. N=19 (50%) würden das Angebot einer Spezialsprechstunde in Anspruch nehmen.
Diskussion und Schlussfolgerung: In der tumororthopädischen Behandlung von Patienten mit Osteo-/Ewing-Sarkom muss dem präoperativ hohen sportlichen Aktivitätsniveau Rechnung getragen werden. Der RTS zum Hauptsport erscheint aktuell nur eingeschränkt möglich, mit Trend zu Low-Impact Sportarten. Die scheint durch die eingeschränkte Kniefunktion bedingt zu sein, aber auch durch Angst vor Komplikationen, die sich im Kollektiv nicht nachweisen lassen. Möglicherweise kann eine bessere Patientenedukation – im Rahmen einer Spezialsprechstunde – zu höheren RTS-Raten auch in High-Impact Sport führen. Ausstehend ist die Analyse von Einflussfaktoren auf den RTS, eine prospektive Interventionsstudie ist geplant.



