Logo

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Vorhersage des Bewegungsumfangs für inverse Schulterprothesen durch 3D-Planungssoftware (Blueprint 3D) unter Berücksichtigung der skapulothorakalen Haltungstypen – ist die Vorhersage brauchbar?

Antonia Schlüßler 1,2
Tim Schneller 2
Jan-Philipp Imiolczyk 2
Asimina Lazaridou 2
Philipp Moroder 2
Markus Scheibel 2,3
1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Deutschland
2Schulthess Klinik Zürich, Zürich, Schweiz
3Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland

Text

Fragestellung: 3D-Planungsprogramme für inverse Schulterendoprothesen (RSA) sind häufig so konzipiert, dass sie auch den möglichen Bewegungsumfang (ROM) vorhersagen, der durch die knöchernen Strukturen und Prothesenkomponenten limitiert wird. Die Bewegungseinschränkungen durch Thorax und Weichgewebe sowie die zusätzliche skapulothorakale ROM werden in diesen Programmen jedoch ebensowenig berücksichtigt wie die skapulothorakale Orientierung. Eine starke thorakale Kyphose limitiert die ROM am nativen Schultergelenk ebenso wie nach RSA. Ziel dieser Arbeit war es, zu untersuchen, ob die vom Programm vorhergesagte mit der klinisch gemessenen ROM nach RSA dennoch positiv korreliert und welchen Einfluss die skapulothorakale Haltung und weitere Faktoren hierauf nehmen.

Methoden: Anhand von präoperativen CT-Scans wurde eine retrospektive 3D-Planung unter Verwendung der tatsächlich implantierten Komponenten durchgeführt. Es erfolgte eine Einteilung nach Haltungstypen (nach Moroder, Typ A, B oder C) und Vergleich der ROM zwischen den Typen. Zudem wurde die vom Programm vorhergesagte ROM mit der zwei Jahre postoperativ klinisch gemessenen ROM verglichen (Abduktion, Anteversion, Außenrotation) und auf die Stärke der Korrelation untersucht. Ebenso erfolgte eine Subgruppenanalyse hinsichtlich OP-Indikation und verwendeten Prothesentypen.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 40 PatientInnen (13m, 27w; Alter Ø75±8,6 Jahre) eingeschlossen werden. 10 Personen zeigten Haltungstyp A, 20 Typ B und 10 Typ C. Postoperativ betrug die durchschnittliche ROM für PatientInnen mit Haltungstyp A 140/152/47° (Abduktion/Anteversion/Außenrotation), Typ B 139/146/36° und Typ C 138/147/38°. In der Vorhersage zeigte sich für Typ A eine ROM von 84/118/45°, Typ B 83/108/36° und Typ C 77/111/47°. Zwischen Vorhersage und klinischer Messung ergaben sich in allen 3 Gruppen keine signifikanten Unterschiede für die Außenrotation (p≥0,2). Hierbei fiel auf, dass das Signifikanzniveau von Gruppe A zu B zu C abnahm (p=0,94 vs. 0,68 vs. 0,2). Für die Abduktion und Anteversion zeigten sich signifikante Unterschiede (p<0,005).

Gemäß Planungsvorhersage ergab die durchschnittliche über alle Gruppen gemittelte Abduktion 81,6±10,5°, Anteversion 111,1±22,4° und Außenrotation 40,9±16,7°. 2 Jahre postoperativ konnte klinisch eine durchschnittliche Abduktion von 138±22,5°, Anteversion von 148±17,4° und Außenrotation von 39,3±16,5° erhoben werden. Der Vergleich zwischen Vorhersage und klinischen Ergebnissen (Spearman’s ρ) erbrachte nur eine schwache Korrelation für die Abduktion (ρ=-0,1; p=0,54), Anteversion (ρ=0,01; p=0,93) und Außenrotation (ρ=0,15; p=0,36). Auch in den Subgruppenanalysen hinsichtlich Haltungstypen, OP-Indikation und Implantatkonfiguration zeigte sich jeweils nur eine schwache Korrelation (Vorhersage vs. real).

Diskussion und Schlussfolgerung: Die programmbasierte Vorhersage der ROM nach RSA spiegelt überwiegend nicht die reale ROM 2 Jahre postoperativ wider. Die Vorhersage sollte mit Zurückhaltung interpretiert werden. Zukünftige Studien und eine Weiterentwicklung der Software sind nötig, um die Vorhersagegenauigkeit zu erhöhen.