German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Analyse von postoperativer depressiver Symptomatik nach Implantation von Ellenbogen-Totalendoprothesen
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Im klinischen Alltag berichten viele Patient*innen mit Ellenbogenprothesen (EBP) über depressive Symptome, die häufig als Folge unzureichender Funktion oder persistierender Beschwerden auftreten und mitunter einen krankheitswertigen Charakter annehmen.
Ziel unserer Studie war es, den Zusammenhang zwischen funktionellem Outcome und dem Auftreten depressiver Symptome bei Patientinnen mit EBP zu analysieren.
Material und Methoden: In dieser retrospektiven single-center Studie wurde untersucht, ob und in welchem Ausmaß Depressionssymptome bei Patienten nach der Implantation einer EBP auftraten. Dazu wurden 197 Patient*innen, die innerhalb der letzten 12 Jahre (2011–2023) mit einer EBP versorgt wurden, telefonisch kontaktiert und hinsichtlich ihres psychischen Zustands und der Funktion des betroffenen Armes befragt. Dies beinhaltete primäre Prothesen und Revisionsoperationen. Neben dem Auftreten von Depressionssymptomen und der Funktion des Armes nach der Operation wurden retrospektiv auch Angaben zum psychischen Befinden und funktionellen Zustand der betroffenen Extremität vor der Operation erhoben, um mögliche Veränderungen und Zusammenhänge zu analysieren. Die Datenerhebung erfolgte mittels eines standardisierten telefonischen Interviews sowie zusätzlich schriftlich ausgefüllten Fragebögen durch die Proband*innen (DASH-Score (Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand), Oxford Elbow Score, BDI-II (Beck Depression Inventory) und des PHQ-9 (Patient Health Questionnaire)).
Ergebnisse: Von den insgesamt 196 in die Studie eingeschlossenen Patientinnen konnten 87 erreicht werden, was einem Anteil von 44,2% entspricht. 14 Patientinnen waren verstorben, und 96 waren lost to follow-up. Die Kohorte bestand zu 79% aus Frauen und zu 21% aus Männern, wobei 65% der Patient*innen zum Zeitpunkt der Operation über 65 Jahre alt waren.
Postoperativ zeigten die Patientinnen signifikante Verbesserungen im DASH-Score und im Oxford-Elbow-Score (p < 0,05).
Hinsichtlich der psychischen Gesundheit litten postoperativ 14% der Patientinnen unter einem pathologischen PHQ-9-Test. Dabei wiesen 17,3% milde, 4,9% mittelstarke und 6,2% schwere depressive Symptome auf (BDI-II). Diese Werte warten im Vergleich zum präoperativen Zeitpunkt signifikant erhöht (p=<0,05). Patientinnen mit schweren Depressionssymptomen hatten einen signifikant schlechteren DASH-Score (p < 0,05).
Zudem waren 26% der Patient*innen zum Zeitpunkt der Untersuchung adipös.
Diskussion und Schlussfolgerung: Diese Arbeit ist die Erste dieser Art am Ellenbogen und hebt die Bedeutung psychischer Belastungen hervor. Die hohe Prävalenz von Depressionssymptomen übersteigt die Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung (5–7%) deutlich.
Trotz methodischer Einschränkungen zeigen die Ergebnisse klar, dass EBP zwar zu signifikanten Verbesserungen der funktionellen Ergebnisse führen können, jedoch ein erheblicher Anteil der Patient*innen weiterhin von depressiven Symptomen betroffen ist.
Unsere Ergebnisse bestätigen klinische Beobachtungen und unterstreichen die Notwendigkeit, psychische Symptome frühzeitig zu erkennen und zu adressieren.



