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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Retrospektive Analyse periprothetischer Frakturen von Humerus, Tibia und Femur anhand von Patienten eines universitären Maximalversorgers

Corinna Carla Dobroniak 1
Josefine Richter 1
Lina Franziska Höller 1
Wolfgang Lehmann 1
Thelonius Hawellek 1
Daniel Bernd Hoffmann 1
1Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Periprothetische Frakturen sind schwere Verletzungen und eine besondere Herausforderung. Mit der stetig alternden Bevölkerung und steigenden Zahl der endoprothetischen Versorgungen wird es in Zukunft eine Zunahme periprothetischer Frakturen geben. Die Fragestellung unserer Arbeit bezieht sich auf die Art, Notwendigkeit, Komplikationen und Ergebnis dieser komplexen Behandlungsfälle und Evaluation möglicher Einflussfaktoren das Outcome.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Studie wurden die Daten von PatientInnen mit periprothetischer Fraktur im Bereich der Tibia, des Humerus und des Femurs der Universitätsmedizin Göttingen aus den Jahren 2017–2023 untersucht. Es wurden epidemiologische Parameter, Versicherungsstatus, OP-Protokolle und Patientenakten analysiert. Stratifiziert wurde nach den Faktoren Aufenthaltsdauer, BMI, Prothesentyp, Komorbiditäten und Klassifikation der Fraktur. Die statistische Auswertung wurde mit der Statistiksoftware R (Version 4.1.1; R Core Team 2021) durchgeführt. Für logistische Regressionen mit gemischten Effekten wurde das R-package lme4 (version 1.1.33; Bates et al. 2015) verwendet.

Ergebnisse: Es wurden 137 Fälle untersucht. In 117 Fällen war die Fraktur am Femur lokalisiert, elf Fälle betrafen die Tibia und neun den Humerus. 77,4% der PatientInnen waren weiblich. Das Durchschnittsalter betrug bei den PatientInnen mit Frakturen im Bereich der unteren Extremität 79 Jahre. In 84,7% wurde prä- bzw. perioperativ eine Osteoporose festgestellt. Die HumeruspatientInnen waren im Mittel 75 Jahre alt. Der mittlere BMI lag bei allen Gruppen zwischen 25–30; entsprechend der WHO gilt diese Gruppe als „präadipös“. In 53,7% aller Fälle musste die einliegende Prothese gewechselt werden in einer mittleren Operationsdauer von 185 ± 67 Minuten. In 35 von 137 Fällen (25,4%) war eine Revisionsoperation notwendig und bei 15 PatientInnen aus der Revisionsgruppe wurde eine periprothetische Infektion festgestellt. Die mittlere Aufenthaltsdauer postoperativ betrug im Mittel 20 ± 17 Tage. 49% der PatientInnen wurden unter erhöhtem Betreuungsaufwand durch Angehörige oder z.B. durch einen medizinischen Pflegedienst entlassen, während 44% in eine stationäre Rehabilitation entlassen wurde. 10 PatientInnen (7,3%) verstarben postoperativ.

Diskussion und Schlussfolgerung: Es handelt sich bei PatientInnen mit periprothetischen Frakturen um geriartrische PatientInnen mit vielen Komorbiditäten. Die operative Versorgung ist zeitaufwendig und erfordert in ca. der Hälfte der Fälle einen Prothesenwechsel; während die anderen PatientInnen osteosynthetisch versorgt werden. Die Behandlung periprothetischer Frakturen erfordert somit fundierte Kenntnisse sowohl der Osteosynthese als auch der Prothetik. Postoperativ zeigen sich lange stationäre Verläufe, wobei die postoperative Komplikationsrate deutlich erhöht ist ggü. der Primär-Prothetik.