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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Frühfunktionelle Nachbehandlung nach inverser Schulterendoprothese bei proximaler Humerusfraktur im geriatrischen Patientenkollektiv: Verbesserte klinische Ergebnisse ohne Beeinträchtigung der Tuberkulaheilung

Michael Kimmeyer 1
Simon Keller 2
Christian Gerhardt 2
Verena Rentschler 2
Johannes Kirsch 3
Stefanie Kaiser 2
Lars Lehmann 2
1Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Universitätsklinikum Mannheim, Mannheim, Deutschland
2Klinik für Unfall-, Handchirurgie und Sportmedizin, ViDia Kliniken Karlsruhe, Karlsruhe, Deutschland
3Klinik für Radiologie, ViDia Kliniken Karlsruhe, Karlsruhe, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Ziel dieser Studie war es, den Einfluss einer frühfunktionellen Rehabilitation (EFR, early functional rehabilitation) auf die klinischen Ergebnisse und die Heilung der Tuberkula bei geriatrischen Patienten zu untersuchen, die aufgrund proximaler Humerusfrakturen (PHF) eine inverse Schulterendoprothese (RSA, reverse shoulder arthroplasty) erhielten. Die Hypothese war, dass EFR die Tuberkulaheilung nicht beeinträchtigt und mindestens gleichwertige klinische Ergebnisse sowie patientenberichtete Ergebnisse (patient-reported outcomes, PROMs) im Vergleich zu einem schulterimmobilisierenden Rehabilitationsprotokoll (Non-EFR) bietet.

Material und Methoden: In dieser retrospektiven Fall-Kontroll-Studie wurden Patienten im Alter von über 70 Jahren eingeschlossen, die sich einer primären RSA aufgrund von PHFs unterzogen und deren Nachbeobachtungszeitraum 12 bis 24 Monate umfasste. Die Gruppenbildung erfolgte mittels Propensity-Score-Matching basierend auf Geschlecht, Alter, Body-Mass-Index (BMI), Frakturtyp (Neer-Klassifikation) und der Größe der Glenosphäre. Die klinischen Ergebnisse wurden anhand von PROMs und aktivem Bewegungsausmaß (range of motion, ROM) erfasst. Röntgenaufnahmen in anterior-posteriorer, Y- und axialer Ansicht wurden hinsichtlich der anatomischen Integrität der Tuberkula, Migration, Pseudarthrose, Fehlstellung, periartikulärer Ossifikationen und skapulären Notching ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 40 Patienten (20 EFR, 20 Non-EFR) mit einem Alter von 80,7 Jahren und einer Nachbeobachtungszeit von 16,1 Monaten analysiert. Beide Gruppen waren hinsichtlich ihrer Ausgangscharakteristika vergleichbar. Die EFR-Gruppe erzielte signifikant höhere Constant-Scores (p = 0,044) sowie alters- und geschlechtsadjustierte Constant-Scores (p = 0,033) und zeigte eine signifikant verbesserte aktive Außenrotation (p = 0,002). Eine Heilung der Tuberkula wurde bei 70% aller RSA erreicht. In beiden Gruppen heilt das Tuberculum majus in 75% der Fälle, während das Tuberculum minus in 85% der Fälle verheilte. Eine postoperative Infektion in der EFR-Gruppe wurde erfolgreich durch eine zweizeitige Revisionsoperation behandelt.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Studie belegt, dass eine frühfunktionelle Rehabilitation nach inverser Schulterendoprothese bei proximalen Humerusfrakturen im geriatrischen Patientenkollektiv die klinischen Ergebnisse, wie den Constant-Score und die aktive Außenrotation, verbessert, ohne die Tuberkulaheilung zu beeinträchtigen. Diese Ergebnisse unterstreichen die Sicherheit und Wirksamkeit der frühfunktionellen Rehabilitation bei der RSA in dieser Patientengruppe.