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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Rekonstruktion der Membrana interossea bei chronischer longitudinaler Instabilität in Essex-Lopresti Verletzungen

Marc Maximilian Weber 1
Felix Krane 1
Lars P. Müller 1
Valentin Rausch 1
1Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastisch-Ästhetische Chirurgie Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Essex-Lopresti-Verletzungen sind seltene Kombinationsverletzungen des Unterarms, bei denen eine Dislokation des distalen Radioulnargelenks (DRUG), eine Ruptur der Membrana interossea und einer Radiuskopffraktur vorliegen. Aufgrund der Seltenheit dieser Verletzung wird die longitudinale Instabilität des Radius häufig übersehen, sodass dieser im weiteren Verlauf proximalisieren und ein relativer Vorschub der distalen Ulna zu einem Ulna-impaction-Syndrom am Handgelenk führen kann. Daraus resultieren Schmerzen und Bewegungseinschränkung im Handgelenk und am Ellenbogen. Die Therapie chronischer longitudinaler Instabilitäten wird kontrovers diskutiert, insbesondere der Stellenwert der Rekonstruktion der Membrana interossea ist weiterhin unklar. In unserer Studie untersuchen wir die funktionellen Ergebnisse nach Ulnaverkürzungsosteotomie, Implantation einer Radiuskopfprothese und Rekonstruktion der Membrana interossea mittels LARS-Ligament (Ligament Advanced Reconstruction System, Fa. Corin Group, Cirencester, UK).

Material und Methoden: Im Zeitraum von 2015 bis 2024 wurde bei 11 Patienten eine Rekonstruktion der Membrana interossea in Kombination mit einer Verkürzungsosteotomie der Ulna und einer Implantation einer Raduskopfprothese, oder einer Revision der vorhandenen Radiuskopfprothese durchgeführt. 10 Patienten konnten in unserer Studie eingeschlossen werden, eine Patientin wünschte keine Teilnahme an der Untersuchung. Das funktionelle Outcome wurde mittels Quick Disabilities of the Arm, Shoulder, and Hand (qDASH), Mayo Elbow Performance Score (MEPS) bestimmt. Schmerzen wurden anhand der Visuellen Analog Scala (VAS; 1–10) Frakturkonsoliderung der Ulnaosteotomie und regelrechter Prothesensitz wurde mittels postoperativer Röntgenbilder 6 Wochen nach der OP kontrolliert.

Ergebnisse: Der Median des qDASH lag bei 37,5 (0–70), der Median des MEPS lag bei 82,5 (38–100). Die Patienten klagten nur noch über geringe Schmerzen, der durchschnittliche Wert auf der VAS lag bei 2,5 (0–6). Signifikante Unterschiede zwischen den Bewegungsumfängen prä- und postoperativ konnten nicht festgestellt werden. Die durchschnittliche Beweglichkeit in Pro- und Supination lag bei 98° (10°–165°). Die Extension/Flexion des Ellenbogens lag postoperativ bei durchschnittlich 100,5° (80°–130°). Bei einer Patientin wurde im weiteren Verlauf ein Salvage-Verfahren mittels Hemiresektions-Interpositionsarthroplastik nach Bowers notwendig, nachdem die Patientin sich extern das eingebrachte LARS-Ligament zur longitudinalen Stabilisierung wieder hat entfernen lassen. Darüber hinaus waren keine operativen Revisionen notwendig.

Diskussion und Schlussfolgerung: In unserer Studie konnten wir mit 10 Patienten die bisher größte Patientenserie mit Kombinationseingriff aus Ulnaosteotomie, Radiuskopfprothesenimplantation und Rekonstruktion der Membrana interossea mittels LARS Ligament zur Behandlung chronischer Essex-Lopresti-Verletzungen nachuntersuchen. Insgesamt zeigt unser kombiniertes Vorgehen reproduzierbare, zufriedenstellende bis gute postoperative Ergebnisse. Eine komplette Wiederherstellung des vollen Bewegungs- und Funktionsumfangs gelingt jedoch nicht in allen Fällen.