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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Schrittzahl von Patienteneigenen Wearable Systemen als Digital Mobility Outcome – Ergebnisse einer prospektiven Beobachtungsstudie bezüglich funktioneller Recovery, Patient Reported Outcome und Arbeitsunfähigkeit

Benedikt Braun 1
Maximilian Menger 1
Steven Herath 1
Mika Rollmann 1
Carolina Vogel 1
Dannik Haas 1
Kira Hofmann 1
Chiara Meierhofer 1
Daniel Truhn 2
Tina Histing 1
1Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie an der Eberhard Karls Universität Tübingen, BG Klinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
2RWTH Aachen, Labor für Künstliche Intelligenz in der Medizin innerhalb der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Aachen, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die Erfassung des individuellen Rehabilitationsverlaufs von Patienten mit digital erhebbaren, objektiven Mobilitätsparametern (Digital-Mobility-Outcomes = DMO) ist ein Wachstumsfeld in O&U mit enormem Potential. Erste Analysen aus der Traumatologie deuten darauf hin, dass sich hiermit der Rehabilitationsverlauf und -bedarf abschätzen lässt, wobei die täglich Schrittzahl den am häufigsten genutzten und verfügbaren Parameter darstellt. Mit der vorliegenden Arbeit wollen wir daher die Ergebnisse unserer systematischen Erfassung der Schrittzahl als DMO bezüglich Datenverfügbarkeit, Patientenzufriedenheit und dem tatsächlich erfassbaren Outcome vorstellen.

Material und Methoden: In die laufende Studie wurden bisher über 100 Patienten mit Verletzungen der oberen, oder unteren Extremität eingeschlossen. Die tägliche Schrittzahl vor dem Unfallereignis, sowie bis 3 Monate danach wurde mit dem verfügbaren, patienteneigenen Wearable (Smartphone, oder Fitness Uhr) erfasst. Zusätzlich wurden die grundsätzliche Datenverfügbarkeit, Patientenzufriedenheit, der PROMIS Global Score, sowie die Arbeitsunfähigkeit erfasst und ausgewertet, sowie ein prädiktives, lineares Regressionsmodell erstellt.

Ergebnisse: Bisher war bei 79,6% der Patienten neben den Prospektiven Daten auch Prä-Verletzungsdaten verfügbar. Nach dem Einschluss lagen bei allen Patienten im Mittel an 83,7% der Tage Daten vor. Die Zufriedenheit mit der Messung lag bei 3.4 auf einer 5 Punkte Likert Skala (5=höchste Bewertung, 3=weder gut, noch schlecht; nicht störend). Sowohl an der oberen, wie auch an der unteren Extremität war der Rehabiitationsverlauf nur mit den Patienteneigenen Wearable Daten gut visualisierbar (Abbildung 1 [Fig. 1]). Eine Prädiktion sowohl der Arbeitsunfähigkeit, wie auch des funktionellen Ergebnisses war in einem linearen Regressionsmodell mit guter Präzision möglich (Accuracy > 70%). Durch Erweiterung der Parameter des Prädikativen Modells kann die Präzision weiter gesteigert werden.

Abbildung 1: Darstellung der aktuellen Ergebnisse bezüglich der Unterscheidungskapazität der täglichen Schrittzahl (y-Achse) über die Zeit vor und nach einem Unfallereignis (x-Achse; Rote vertikale Linie = Unfalltag) zwischen Patienten in der oberen 50 Perzentile für das PROM Outcome nach 3 Monaten (grün) und der unteren 50 Perzentile (rot). Gezeigt ist der Mittelwert (Linie), sowie der Interquartilabstand (transparente Farbe).

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Erfassung der Schrittzahl stellt grundsätzlich ein einfach verfügbares Digitales Mobility Outcome dar, welches eine Erfassung des individuellen Aktivitätsniveaus vor und nach einer Verletzung mit hoher Datenverfügbarkeit erlaubt. Darüber hinaus lassen die Daten auch frühzeitig eine Prädikation des operativen und rehabilitativen Erfolgs zu. Die Erfassung wird dabei von den Patienten als nicht störend erachtet und hat das Potential in der Zukunft Risikopatienten für ein eingeschränktes Behandlungsergebnis frühzeitig identifizieren zu können.