German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Stellenwert von Fahrradhelmen bei Traumapatienten mit isoliertem Schädel-Hirn-Trauma: Eine europäische Multicenterstudie
2BG Klinikum Duisburg, Duisburg, Deutschland
3Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz
4Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt, Deutschland
5Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Beeinflusst die Nutzung eines Fahrradhelms bei einem Fahrradunfall mit isoliertem Schädel-Hirn-Trauma das Risiko auf ein zerebrales Organversagen, eine notfallmäßig durchgeführte Hirndruckentlastung, die Intensivverweildauer oder das Outcome?
Material und Methoden: Im Rahmen dieser europäischen Multicenterstudie wurden Daten des TraumaRegisters DGU der BG Klinik Duisburg, des Universitätsklinikums Frankfurt, des Universitätsspitals Zürich und der medizinischen Universität Graz aus den Jahren 2013–2020 retrospektiv analysiert. Inkludiert wurden Fahrradverunfallte mit isoliertem Schädel-Hirn-Trauma und ohne relevante Nebenverletzungen. Es wurden Daten zu Outcome, Fremdeinwirkung, zerebralem Organversagen und notfallmäßiger Hirndruckentlastung erhoben. Informationen bezüglich der Fahrradhelmnutzung wurden der lokalen Dokumentation entnommen. Die kategorialen Variablen wurden in SPSS kreuztabelliert und mittels Exaktem Test nach Fisher auf Unabhängigkeit geprüft. Für die Prüfung der Einflüsse von Helm und Kollisionsart auf die Dauer des Intensivaufenthalts wurde eine zweifaktorielle Varianzanalyse verwendet.
Ergebnisse: Es wurden 224 Verunfallte inkludiert. Insgesamt erlitten 24 Verunglückte ohne Helm (16,0% der Unbehelmten) und 7 mit Helm (11,3% der Behelmten) ein zerebrales Organversagen (p=0,522). In 21 Fällen lagen Informationen zu einer Fremdeinwirkung vor. Ohne Fremdeinwirkung trat ein zerebrales Organversagen deutlich häufiger bei den Unbehelmten (n=11), als bei den Behelmten (n=1) auf (p=0,051). Bei Kollision trat ein zerebrales Organversagen bei 6 Patient/innen ohne Helm und bei 3 mit Helm auf (p=0,338).
Eine notfallmäßige Hirndruckentlastung wurde bei 14 Verunglückten durchgeführt. Auch wenn die notfallmäßige Hirndruckentlastung sowohl nominal als auch prozentual häufiger bei unbehelmten (n=12, 11,7%) als bei behelmten (n=2, 4,7%) Fahrradfahrenden durchgeführt wurde, ergab der Chi-Quadrat-Test keine Signifikanz (p=0,234).
Die unbehelmt Verunglückten befanden sich deutlich länger in intensivmedizinischer Behandlung (140 Stunden [SD 278], n=111), als die Behelmten (113 Stunden [SD 142], n=45). Dies war jedoch ebenfalls nicht signifikant (p=0,878).
Von den unbehelmten (n=157) bzw. behelmten (n=62) Patient/innen erholten sich 79 resp. 26 gut (50% resp. 42%), 39 resp. 16 erlitten eine mäßige Behinderung (25% resp. 26%), 29 resp. 17 waren anschließend schwer behindert (19% resp. 27%), 3 resp. 2 waren nicht mehr ansprechbar (2% resp. 3%) und 7 resp. 1 (5% resp. 2%) Patient/innen verstarben während des Krankenhausaufenthalts. Der Unterschied im Outcome zwischen der Gruppe mit und ohne Helm war nicht signifikant (p=0,448).
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Nutzung eines Fahrradhelms kann bei isoliertem Schädel-Hirn-Trauma die Dauer eines intensivmedizinischen Aufenthalts verkürzen und das Risiko auf eine notfallmäßige Hirndruckentlastung verringern. Es konnte kein Einfluss auf das Erleiden eines zerebralen Organversagens oder das langfristige zerebrale Outcome festgestellt werden. Signifikante Zusammenhänge ergaben sich nicht. Um die statistische Power zu erhöhen werden größere Folgestudien empfohlen.



