Logo

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Die endoprothetische Versorgung bei posttraumatischer Gonarthrose geht mit erhöhten Revisionsraten im Vergleich zur primären Gonarthrose einher: Eine Analyse aus Daten des Endoprothesenregisters Deutschland

Matthias Schnetz 1
Yinan Wu 2
Arnd Steinbrück 2
Reinhard Hoffmann 1
Yves Gramlich 3
1BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Deutschland
2EPRD Deutsche Endoprothesenregister gGmbH, Berlin, Deutschland
3Agaplesion Markus Krankenhaus, Frankfurt am Main, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die endoprothetische Versorgung von Patienten mit posttraumatischer Gonarthrose (PTOA) stellt aufgrund häufig bestehender ossärer oder ligamentärer Defekte eine große Herausforderung dar. Ziel der Studie war die Untersuchung des Implantatüberlebens sowie die Analyse von Risikofaktoren nach Knie-Totalendoprothese (KTEP) bei PTOA im Vergleich zur primären Gonarthrose (POA) basierend auf Daten des Endoprothesenregisters Deutschland (EPRD).

Material und Methoden: Zwischen 2012 und 2022 wurden 289.382 Fälle nach Knie-Totalendoprothese für die Indikationen POA und PTOA aus dem EPRD selektiert. Die Fälle wurden dabei weiter in ungekoppelte (bikondylärer Oberflächenersatz) und (teil-)gekoppelte Implantate (Varus-Valgus-stabilisierte Implantate, gekoppelte Implantate) unterteilt. Implantatüberleben, Revisionsraten und Revisionsgründe wurden untersucht. Weiterhin wurden Risikofaktoren für Implantatrevisionen bestimmt.

Ergebnisse: Die Inzidenz der PTOA betrug 2,4% (n=6.982). Patienten mit PTOA waren jünger, häufiger männlich und hatten geringere Komorbiditäts-Scores. Die Revisionsrate war nach KTEP bei PTOA insgesamt höher als bei POA (5,7% versus 3,9%; p<0,001), mit mehr aseptischen (3,6% versus 2,5%; p<0,001) und septischen (2,1% versus 1,0%; p<0,001) Revisionen. Das kumulative Risiko für eine aseptische Revision war höher nach Implantation ungekoppelter (p<0,0001) aber nicht nach Implantation (teil-)gekoppelter (p=0,1) Implantate. Das Risiko für eine septische Revision war sowohl nach Implantation gekoppelter (p<0,001) als auch (teil-)gekoppelter (p=0,0005) Implantate erhöht. Das Implantatüberleben war dementsprechend bei Patienten mit POA nach einem, zwei und fünf Jahren signifikant höher im Vergleich zu Patienten mit PTOA (p < 0,001). Infektion (19%) und Instabilität (8%) waren die häufigsten Gründe für eine operative Revision. Das Risiko einer Revision nach KTEP bei PTOA was signifikant höher bei ungekoppelten Implantaten (HR = 1,51; p<0,001), jedoch nicht (teil-)gekoppelten Implantaten (HR = 1,29; p=0,11). Insgesamt besteht ein 58% erhöhtes alters-, geschlechts- und komorbiditätsadjustiertes Revisionsrisiko nach KTEP bei PTOA im Vergleich zu POA, wobei ein BMI > 30, männliches Geschlecht und ein erhöhter Elixhauser-Komorbiditätsindex als Risikofaktor identifiziert wurden.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Implantation einer KTEP nach posttraumatischer Gonarthrose im Vergleich zur primären Gonarthrose geht mit einem signifikant erhöhten Risiko für operative Revisionen einher. Das Risiko einer aseptischen Revision war nur nach Verwendung ungekoppelter Implantate, das Risiko einer septischen Revision sowohl bei ungekoppelten als auch (teil-)gekoppelten Implantaten erhöht. Nach der Implantation eines ungekoppelten Implantates haben Patienten mit PTOA ein 51% erhöhtes Revisionsrisiko im Vergleich zu Patienten mit POA. Die ligamentäre Stabilität ist Voraussetzung für ein revisionsfreies Implantatüberleben, wobei eine Überschätzung der Ligamentstabilität bei PTOA durch assoziierte Vernarbungen die geringere aseptische Revisionsrate nach Verwendung (teil-)gekoppelter Implantate erklären kann.