German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Akute Effekte von Ganzkörpervibration auf Schmerzen, Gangbild und Kraft bei Patienten mit Gonarthrose – eine randomisierte Studie im Crossover Design
2Institut für Medizinische Physik und Mikrogewebetechnik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Eine symptomatische Gonarthrose beeinflusst nicht nur die Lebensqualität und die Kniegelenksfunktion, sondern auch das Gangbild betroffener Patienten. Frühere Studien haben gezeigt, dass eine wiederholte Ganzkörpervibrationsintervention (WBV) über reflektorisch ausgelöste Muskelkontraktionen zu einer Schmerzlinderung sowie einer Kraftsteigerung im betroffenen Bein führen kann. Ziel dieser Studie war es, die unmittelbaren Auswirkungen einer einmaligen WBV-Sitzung auf Schmerzen, neuromuskuläre Leistungsfähigkeit und ausgewählte Gangparameter bei Patienten mit symptomatischer Gonarthrose zu untersuchen.
Material und Methoden: Die Studie wurde unter clinicaltrials.gov (NCT06662682) registriert. Zwanzig Patienten (Alter: 59,65 ±9,13; BMI: 29,72 ±4,17) mit symptomatischer Gonarthrose (Kellgren Lawrence Grad 2 oder 3) absolvierten eine 5-minütige seitenalternierende WBV-Anwendung sowie eine Kontrollanwendung ohne Vibration in randomisierter Reihenfolge (Crossover-Design). Schmerzen (VAS), die maximale isometrische Kraft der Beinmuskulatur, der Sit-to-Stand-Test und eine Ganganalyse wurden unmittelbar vor und nach der jeweiligen Intervention/Kontrolle erhoben. Eine multiple Imputation mit einer an den Ausgangswert angepassten ANCOVA wurde durchgeführt. Die statistische Signifikanz wurde mit einem Signifikanzniveau von α = 0.05 festgelegt.
Ergebnisse: Im Vergleich zur Kontrollbedingung führte die 5-minütige WBV-Intervention zu einer signifikanten Reduktion der Gehschmerzen bei einer Gehgeschwindigkeit von 3 km/h (Mk = 0.25 ± 0.44, MWBV= -0.6 ± 1.1; p = 0.00169). Der Sit-to-Stand-Test zeigte nach der WBV-Intervention (MK=0.2 ± 2.65) im Vergleich zur Kontrollbedingung (MWBV=2 ± 1.78) eine signifikante Verbesserung (p=0.013). Bezüglich der maximalen isometrischen Kraft der Beinbeuger (K: 0.78±64.37, WBV: 47±100.81; p=0.099) sowie der maximalen Kraft der Beinstrecker (K: -33.52±89.33; WBV: -17.36±91.57; p=0.58) wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Bedingungen festgestellt. Die Ganganalyse ergab signifikante Veränderungen in der Rumpfneigung sowie im Kniewinkel in der Frontalebene, während spatio-temporale Parameter keine signifikanten Unterschiede aufwiesen.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser randomisierten klinischen Studie zeigen, dass bereits eine einmalige WBV-Anwendung einen effektiven Reiz zur Schmerzlinderung und zur Verbesserung der neuromuskulären Leistungsfähigkeit bei Patienten mit Gonarthrose darstellt. Diese kurzfristigen Effekte verdeutlichen das Potenzial von WBV als sinnvolle Ergänzung zu etablierten Therapieansätzen, insbesondere zur Optimierung der Patientenmobilität und -funktion. Angesichts dieser positiven Ergebnisse erscheint WBV als vielversprechende Methode zur symptomatischen Behandlung von Gonarthrose. Zukünftige Studien sollten darauf abzielen, die langfristigen Effekte auf Gangqualität, funktionelle Stabilität und Therapieerfolg weiter zu untersuchen, um das volle Potenzial dieser nicht-invasiven Intervention auszuschöpfen.



