German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Risikofaktoren für Mortalität und ausbleibende Reimplantation beim zweizeitigen septischen Hüftendoprothesenwechsel
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Der zweizeitige Endoprothesenwechsel gilt als Goldstandard in der Behandlung chronischer periprothetischer Infektionen. Gleichzeitig zeigen Studien eine hohe Rate an Patienten, die keine Reimplantation erhalten, sowie eine sehr hohe Mortalität. Ziel dieser Studie war die Identifikation von Risikofaktoren für einen ausbleibenden Wiedereinbau sowie für die Mortalität beim zweizeitigen Prothesenwechsel.
Material und Methoden: In diese retrospektive Studie wurden insgesamt 90 konsekutive Patienten eingeschlossen, die zwischen 2018 und 2021 aufgrund einer chronischen periprothetischen Infektion mit der Intention eines zweizeitigen Endoprothesenwechsels behandelt wurden. Zur Beantwortung der Studienhypothese wurden relevante demografische und klinische Daten aus der prospektiv geführten klinikinternen Patientendatenbank erhoben und Korrelationsanalysen mit den beiden Endpunkten (Mortalität und Wiedereinbau) durchgeführt. Kaplan-Meier-Analysen wurden zur grafischen Darstellung und weiteren Analyse für verschiedene Patientensubgruppen erstellt.
Ergebnisse: Die mittlere Nachbeobachtungszeit nach Explantation betrug 4,5 Jahre (SD 15 Monate). Zwei Patienten (2%) waren „lost to follow-up“. Nach einer mittleren Interimsperiode von 101 Tagen (SD 91 Tage) erfolgte bei 69 Patienten (77%) eine Reimplantation. Die häufigsten Gründe für das Ausbleiben des Wiedereinbaus waren ein als zu hoch eingeschätztes perioperatives Risiko (n = 9), eine persistierende Infektion (n = 4) und Tod vor geplantem Wiedereinbau (n = 6). Der Wiedereinbau korrelierte moderat mit einer guten periartikulären Weichteilsituation (Spearman r = 0,25) sowie einem niedrigen ASA-Score und stark mit der Implantation eines artikulierenden Hüftspacers (Spearman r = 0,57). Zusätzliche Spacerwechsel hatten in der Korrelationsanalyse keinen negativen Effekt auf den Wiedereinbau (Spearman r = 0,08). Für den Endpunkt Mortalität ergaben sich für die Gesamtkohorte 1-, 2- und 5-Jahres Kaplan-Meier-Überlebensraten von 90%, 85% und 68%. Die Mortalität zeigte eine moderate Korrelation mit dem Patientenalter (Spearman r = 0,22) sowie eine hohe Korrelation mit dem ASA-Score (r = 0,36) und Charlson Comorbidity Index (CCI; r = 0,39). Die Risikostratifizierung anhand dieser Parameter ergab signifikante Unterschiede in den Patientenüberlebensanalysen nach Kaplan-Meier (z.B. 1-Jahres-Überleben von Patienten mit CCI ≥ 2 vs. CCI < 2: 72% vs. 95%, p < 0,001).
Diskussion und Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie bestätigt die hohe Gesamtmortalität sowie hohe Rate an Patienten, die nicht reimplantiert werden. Erstmals konnte jedoch nachgewiesen werden, dass Mortalität und Wahrscheinlichkeit eines Wiedereinbaus in bestimmten Patientensubgruppen erheblich variieren und anhand leicht erfassbarer Parameter zuverlässig prognostiziert werden können. Die Implantation eines artikulierenden Hüftspacers erwies sich als stärkster positiver Prädiktor für eine Reimplantation. Demgegenüber wurden Komorbidität (CCI ≥ 2 oder ASA ≥ 3) sowie hohes Patientenalter (≥ 80 Jahre) als wesentliche Risikofaktoren für die Mortalität identifiziert.



