German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Fragilitätsfrakturen des Beckenrings (FFP): Analyse von Epidemiologie, Behandlungskonzepten und chirugischer Versorgungskonzepte aus dem Beckenmodul der Sektion Becken der DGU
2AUC – Akademie der Unfallchirurgie, München, Deutschland
3Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
4Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, BG-Klinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Fragilitätsfrakturen des Beckenrings (FFP) stellen eine schnell wachsende Entität in der Alterstraumatologie dar, mit weltweit steigender Inzidenz. Ziel dieser Studie war es, die Epidemiologie und Behandlungskonzepte von FFP auf der Grundlage von Daten zu analysieren, die von der Sektion Becken (DGU) gesammelt und im Beckenmodul des Traumaregisters dokumentiert wurden. Es handelt sich um die größte Kohortenstudie ihrer Art.
Material und Methoden: Diese retrospektive Kohortenstudie umfasste Patienten im Alter von 65 Jahren oder älter nach FFP gemäß der Klassifizierung nach Rommens und Hofmann. Die Fälle wurden ab Juli 2018 erfasst und im Hinblick auf demografische Daten, Frakturklassifikation, Behandlungsmodalitäten (operativ vs. nicht-operativ) und Details zur operativen Therapie, einschließlich Zeitpunkt, Wahl der Implantate und Versorgungskonzept (isolierte Stabilisierung des vorderen/hinteren Beckenrings, „360°-Versorgung“), analysiert. Patienten nach hochenergetischen Traumata wurden ausgeschlossen. Es erfolgte eine deskriptive statistische Auswertung inklusive Vergleiche von Subgruppen.
Ergebnisse: Von den insgesamt 6.373 abgeschlossenen Fällen im Beckenmodul des Traumaregisters erfüllten 1.242 die Einschlusskriterien (Abbildung 1 [Abb. 1]). Unter diesen 1.242 Patienten (84% weiblich, Durchschnittsalter 83,4 Jahre) war die FFP Typ II Verletzung der häufigste Frakturtyp (50,8%), gefolgt von Typ IV (21,1%). In 68,8% aller Fälle wurde eine nichtoperative Behandlung durchgeführt, während 30,9% der Fälle operiert wurden. Chirurgische Eingriffe wurden häufiger bei höhergradig klassifizierten FFP durchgeführt (z.B. 72,1% bei Typ IV) (Tabelle 1 [Tab. 1]). Die am häufigsten angewandte chirurgische Technik für den hinteren Beckenring war die perkutane Schraubenosteosynthese (61,3%), wobei diese in 47,4% der Fälle navigiert durchgeführt wurde.
Abbildung 1: Einschlusskriterien
Tabelle 1: Behandlung nach FFP-Klassifikation * % der operativ behandelten Fälle in der jeweiligen FFP-Subgruppe
Diskussion und Schlussfolgerung: Diese Studie verdeutlicht die Variabilität der Behandlungsstrategien für FFP, wobei bei weniger schweren Verletzungen meist eine nicht-operative Behandlung durchgeführt wird und bei komplexeren Fällen zunehmend chirurgische Verfahren zum Einsatz kommen. Auch hinsichtlich der operativen Versorgungskonzepte zeigt sich eine gewisse Heterogenität. Die Ergebnisse unterstreichen somit die Notwendigkeit standardisierter, evidenzbasierter Leitlinien und weiterer Forschung zur Optimierung der Behandlung und des langfristigen Outcomes für geriatrische Patienten mit FFP.



