German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Nicht-Unterlegenheitsstudie für eine modifizierte Technik für die Schraubenosteosynthese des oberen Schambeinastes bei kurvierten transpubischen Korridoren
2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die transpubische Schraubenosteosynthese ist eine etablierte, minimalinvasive Möglichkeit für die Behandlung von Frakturen des oberen Schambeinastes. Allerdings findet sich in bis zu 38% der Patienten ein zu enger oder kurvierter transpubischer Korridor, sodass das Einbringen der Schraube in diesen Fällen kompliziert oder sogar frustran sein kann. Die hier präsentierte, modifizierte Technik für das Einbringen einer transpubischen Schauben über einen gebogenen Führungsdraht, der in einer ESIN-ähnlichen Methode eingebracht wird (Abbildung 1 [Abb. 1]), kann dieses Problem lösen. Das Ziel war die Überprüfung der Nicht-Unterlegenheit der modifizierten Technik gegenüber der klassischen Technik in einer Pilotstudie.
Abbildung 1: Intraoperative Bildsequenz der modifizierten Technik mit gebogenem Führungsdraht in ESIN-ähnlicher Methode für das Einbringen einer transpubischen Schraube sowie entsprechende, postoperative Röntgenbilder.
Material und Methoden: Es wurde eine retrospektive, Nicht-Unterlegenheitsstudie von Patienten, die eine transpubische Schraubenosteosynthese an zwei unfallchirurgischen Zentren erhalten haben, durchgeführt (Level of Evidence: C; III). Untersucht wurden verfahrens-assoziierte Komplikationen und das kurzfristige radiologische sowie klinische Outcome der Patienten bei Verwendung der modifizierten Technik im Vergleich zur klassischen Technik zum Einbringen der Schraube. Die statistische Auswertung erfolgte mittels einseitigem Fishers Exact Test und einseitigem t-Test.
Ergebnisse: Während des Studienzeitraums von 01/2020 bis 04/2024 wurden insgesamt 24 transpubische Schraubenosteosynthesen bei 21 Patienten durchgeführt, von denen 9 Schrauben in modifizierter Technik eingebracht wurden. Insgesamt 11 transpubische Schrauben bei 10 Patienten (5 Schrauben in modifizierter und 6 Schrauben in klassischer Technik) konnten im Rahmen dieser Pilotstudie nachuntersucht werden. Ein Fall aus der Subgruppe 2 mit modifizierter Technik wies eine sekundäre Schraubenmigration ohne Beeinträchtigung der Frakturheilung und ohne Notwendigkeit zur operativen Revision auf. In Hinblick auf die Komplikationsrate war die modifizierte Technik daher gegenüber der klassischen Technik nicht signifikant unterlegen (p=0,50). Die verbliebene Frakturdislokation nach Einbringen der transpubischen Schrauben mit modifizierter Technik zeigte keine signifikante Unterlegenheit gegenüber der klassischen Technik (modifiziert: 5,0±2,2 mm; klassisch 4,4±3,3 mm; p=0,38). VAS Schmerz (modifiziert: 2,4±4,3; klassisch 2,6±2,5; p=0,47), VAS Zufriedenheit (modifiziert: 8,8±1,8; klassisch 9,0±1,0; p=0,42) und der Majeed-Score (modifiziert: 82,0±12,6; klassisch 90.0±12.5; p=0.17) der modifizierten Technik Subgruppe waren ebenfalls nicht signifikant gegenüber der klassischen Technik Subgruppe unterlegen.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die hier präsentierte, modifizierte Technik für das Einbringen einer transpubischen Schraube mittels gebogenem Führungsdraht in ESIN-ähnlicher Methode ist praktikable für enge und kurvierte transpubische Korridore und ist der klassischen Technik in Hinblick auf Komplikationsrate und kurzfristigem radiologischen sowie klinischem Outcome nicht unterlegen.



