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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Kontroverse Aspekte in der Behandlung von Weichgewebesarkomen: Ergebnisse der zweiten Konsensuskonferenz „Conference on Challenges in Sarcoma (CCS)“

Dimosthenis Andreou 1
Christian Rothermundt 2
Chantal Pauli 3
Hans Gelderblom 4
Jendrik Hardes
Wolfgang Kunz 5
Andreas Leithner 6
Aisha Miah 7
Peter Reichardt 8
Benedikt Schaarschmidt 9
Eva Wardelmann 10
Silvia Hofer 11
1Universitätsklinikum Essen, Institut für Interdisziplinäre Sarkomtherapie und Forschung, Klinik für Tumororthopädie und Sarkomchirurgie, Essen, Deutschland
2Luzerner Kantonsspital, Klinik für Medizinische Onkologie, Luzern, Schweiz
3Universitätsspital Zürich, Institut für Pathologie und Molekularpathologie, Zürich, Schweiz
4Leiden University Medical Center, Department of Medical Oncology, Leiden, Niederlande
5LMU Klinikum München, Klinik für Radiologie, München, Deutschland
6Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie, Graz, Österreich
7The Royal Marsden NHS Foundation Trust, Department of Radiotherapy, London, UK
8Helios Klinikum Berlin-Buch, Klinik für Onkologie und Palliativmedizin, Berlin, Deutschland
9Universitätsklinikum Essen, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Essen, Deutschland
10Universitätsklinikum Münster, Gerhard-Domagk-Institut für Pathologie, Münster, Deutschland
11Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Weichgewebesarkome sind seltene, heterogene Malignome mit über 70 histopathologischen Subtypen, die mit erheblichen diagnostischen und therapeutischen Herausforderungen assoziiert sind. Während Leitlinien diejenigen Behandlungsaspekte abdecken, für die evidenzbasierte Empfehlungen anhand qualitativ hochwertiger Daten verfügbar sind, bleiben eine Reihe von klinischen Situationen und Szenarien in der täglichen Praxis, für die keine Evidenz besteht, umstritten. Das Ziel der Konferenz „Challenges in Sarcoma 2024 (CCS 2024)“ war es, diese Evidenzlücken mit der Unterstützung eines internationalen und multidisziplinären Panels von Sarkomexpert:innen zu schließen.

Material und Methoden: In der Konferenz wurden 64 Sarkomexpert:innen von 13 europäischen Ländern, die im Bereich der Sarkombehandlung oder -forschung tätig sind, und ein Patientenvertreter eingeladen. Im Vorfeld wurden im Rahmen eines modifizierten Delphi-Prozesses 200 kontroverse Fragen anhand von 8 klinischen Szenarien formuliert, die während des Meetings systematisch aufgearbeitet wurden. Empfehlungen, die von >=75% der Teilnehmer:innen unterstützt wurden, wurden als „Konsensus“ definiert, während Empfehlungen, die von >=90% der Expert:innen unterstützt wurden, als „starker Konsensus“ bezeichnet wurden. Der gesamte Prozess war auch darauf ausgelegt, Bereiche zu identifizieren, wo kein Konsensus und weiterer Forschungsbedarf bestehen.

Ergebnisse: Ein starker Konsensus wurde in 23 Bereiche erreicht. Es wurde darunter festgehalten, dass die Angabe der ICD-O Klassifikation in histopathologischen Sarkombefunden obligatorisch sein soll, dass Open Access Plattformen mit aktuellen Standards für die Diagnostik und Prognosevoraussage von unterschiedlichen Sarkomentitäten entwickelt werden sollen, und dass die Computertomographie die Untersuchung der Wahl für retroperitoneale Sarkome darstellt. Darüber hinaus konnte ein Konsensus in weiteren 44 Empfehlungen erreicht werden. Darunter zählten die Empfehlungen zur aktiven Überwachung von asymptomatischen Rezidiven von diffusen tenosynovialen Riesenzelltumoren und zur Einleitung einer medikamentösen Therapie bei symptomatischen, ausgedehnten Rezidiven, sowie dass die Nachsorge von hochmalignen Sarkomen an weitere Tumorrisikofaktoren, wie die Tumorgröße, und die durchgeführte Therapie angepasst sein soll. Auf der anderen Seite bestand kein Konsensus in der Rolle von Nachsorgeuntersuchungen bei atypischen lipomatösen Tumoren und diffusen tenosynovialen Riesenzelltumoren, sowie in der optimalen Behandlung nach Progress unter neoadjuvanter Chemotherapie von Hochrisiko-Weichgewebesarkomen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Abstimmungsergebnisse spiegelten oft erhebliche Unterschiede in den aktuellen Behandlungsalgorithmen von verschiedenen Sarkomzentren in Europa wider. Immerhin konnte aber ein Konsensus in einem Drittel der diskutierten kontroversen Behandlungsaspekte erreicht werden, diese werden beim DKOU präsentiert. Des Weiteren ließen sich zukünftige relevante Forschungsfragen definiert werden, die von teilnehmenden Zentren bis zur nächsten Konsensuskonferenz bearbeitet werden.