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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Zellfreie Tumor-DNA bei Chondrosarkom-Patienten: Eine prospektive prä- und postoperative Analyse

Anne Weidlich 1
Klaus-Dieter Schaser
Tareq Juratli 2
Christian Thiede 3
Jessica Pablik 4
Sabine Schulze 5
Elisabeth Mehnert 1
Hagen Fritzsche 1
1Universitätszentrum für Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurige, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Deutschland
2Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Deutschland
3Laborbereich Molekulare Hämatologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Deutschland
4Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Deutschland
5Medizinische Fakultät, Technische Universität Dresden, Dresden, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Chondrosarkome (CS) sind aufgrund fehlenden Ansprechens auf Chemo-/Strahlentherapie mit schlechtem Überleben assoziiert und stellen therapeutische Herausforderungen dar. IDH1/2, TP53, PIK3R1 und TERT-Promotor Mutationen sind häufige genomische Alterationen in CS. Der Nachweis CS-assoziierter Mutationen im Blut betroffener Patienten könnte bei Therapieplanung/-monitoring sowie Prognosebeurteilung hilfreich sein. In dieser prospektiven Arbeit haben wir prä- und postoperativ die ctDNA (cell-free tumor DNA) im Blut von CS-Patienten extrahiert und auf CS-spezifische Mutationen untersucht.

Material und Methoden: Es wurden 18 Patienten (männlich/weiblich: 12/6) mit CS oder Enchondrom eingeschlossen. Bei allen Patienten wurde im Biopsie-Tumorgewebe mittels Next Generation Sequencing eine der folgenden Mutationen nachgewiesen: IDH1/2, TP53, PIK3R1 oder TERT-Promotor. Danach erfolgte der prospektive Studieneinschluss mit seriellen Blutentnahmen unmittelbar präoperativ, am 5. postoperativ Tag sowie im Rahmen der Tumornachsorgen (3, 6, 9 Monate postoperativ).

Ergebnisse: Das mediane Alter der Patienten betrug 59 Jahre (27–89). Histologisch handelte es sich um Enchondrome (n=3), G1-CS/atypisch kartilaginäre Tumoren (ACT) (n=5), G2-CS (n=7), G3-CS (n=1) und dediff. CS (n=2). Die Tumoren waren an unterer (n=7) bzw. oberer Extremität (n=5), Sakrum (n=2) oder Becken (n=4) lokalisiert. Das mediane Tumorvolumen betrug 79,9 (1,9–1,332,9) cm3. Eine IDH-Mutation konnte im Tumorgewebe bei 15 Patienten nachgewiesen werden (IDH1: n=12, IDH2: n=3), die TERT-Promotor bei 4 Patienten sowie eine TP53- oder PIK3R1-Mutation bei je 3 Patienten. Die IDH1-Mutation konnte bei 6 Patienten (40%) direkt im Blut nachgewiesen werden, jedoch keine IDH2-Mutation. Des Weiteren gelang der Nachweis einer TP53- und TERT-Promotor Mutation in einem Fall (Tabelle 1 [Tab. 1]). Die Sensitivität des ctDNA-Nachweises der IDH-Mutation lag bei 40% und die Spezifität bei 100%. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen ctDNA-Nachweis und erhöhtem Patientenalter, Tumorlokalisation, -grading oder -größe bestand nicht. Eine Korrelation zwischen ctDNA-Nachweis im Blut und Patientenprognose (krankheitsspezifisches/progressionsfreies Überleben) konnte nicht nachgewiesen werden.

Tabelle 1: Patientencharakteristika – ctDNA-Nachweis der IDH-Mutation

Diskussion und Schlussfolgerung: Der Nachweis der ctDNA genomischer Alterationen, insbesondere der IDH-Mutation, im Blut von CS-Patienten ist hochspezifisch. Der ctDNA-Nachweis sowie eine praxisrelevante Sensitivität – und damit potenzielle Assoziation mit der Prognose (perspektivisch Biomarker) – müssen anhand größerer Fallzahlen in prospektiven, multizentrischen Studien validiert werden.