German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Einzeitige vs. zweizeitige Hüftrevision: Herausforderungen durch erhöhte Mortalität beim einzeitigen Verfahren – eine Registerstudie
2EPRD – Endoprothesenregister Deutschland, Berlin, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die periprothetische Gelenkinfektion ist eine der schwerwiegendsten Komplikationen im Rahmen der Hüftgelenksendoprothetik. Traditionell gilt die zweizeitige Revision als Goldstandard, insbesondere in komplexen Fällen mit multiresistenten Erregern oder immunkompromitierten Patientinnen und Patienten, da sie die Entfernung der infizierten Prothese mit radikalem Debridement, eine gezielte Antibiotikatherapie ohne Prothese und die anschließende Reimplantation ermöglicht.
In den letzten Jahren hat jedoch die einzeitige Revision als Alternative an Bedeutung gewonnen. Bei der einzeitigen Revision wird die infizierte Prothese in einem einzigen chirurgischen Eingriff entfernt und ersetzt, was den Vorteil eines kürzeren Krankenhausaufenthalts und einer schnelleren Rekonvaleszenz bietet.
Meta-Analysen zeigen eine vergleichbare oder sogar überlegene Erfolgsrate für das einzeitige Revisionsvorgehen. Dennoch bleibt unklar, ob die in großen orthopädischen Zentren veröffentlichten Ergebnisse in Registern mit breiter Anwendung repliziert werden können.
Material und Methoden: Diese Beobachtungs-Kohortenstudie nutzt Registerdaten aus dem Deutschen Endoprothesenregister (EPRD), um die Re-Revisionrate und Mortalität zwischen einzeitigem Hüftprothesenwechsel (RTHA) (Erst-Revision: n=12.418; Multiple-Revisonen: n=2.459) und zweizeitigem (Erst-Revision: n=1.000; Multiple-Revisionen: n=810) im Zeitraum von 2015 bis 2023 zu vergleichen. Kaplan-Meier-Schätzungen wurden zur Evaluierung der Re-Revisionrate und kumulativen Mortalität angewendet.
Ergebnisse: Es wurden keine Unterschiede in den Re-Revisionraten bei Erst-Revisionsoperationen festgestellt. Bei multiplen Revisionen zeigte das einzeitige Verfahren signifikant höhere Re-Revisionraten nach einem Jahr (einzeitig 26,5 % vs. zweizeitig 21,0 %) und nach fünf Jahren (einzeitig 32,2% vs. zweizeitig 26,5%) (p=0.001). Signifikante Unterschiede traten bei der Mortalität (p=0,003) innerhalb des ersten Jahres (einzeitig 9,9% vs. zweizeitig 6,3%) und nach fünf Jahren (einzeitig 26,5% vs. zweizeitig 23,9%) auf. Bei multiplen RTHA zeigte das einzeitige Verfahren (12,8%) eine mehr als doppelt so hohe Mortalitätsrate im ersten Jahr im Vergleich zum zweizeitigen Verfahren (5,5%), nach fünf Jahren betrug die Mortalität 31,9% im Vergleich zu 23,7%.
Diskussion und Schlussfolgerung: Trotz der exzellenten Ergebnisse des einzeitigen RTHA in der Literatur aus einzelnen großen Zentren zeigt sich im landesweiten Versorgungsgeschehen außerhalb großer Zentren eine signifikant höhere Mortalitätsrate bei gleicher Re-Revisionrate im Vergleich zur zweizeitigen Revision. Signifikante Unterschiede im ersten Jahr weisen auf eine erhöhte perioperative Mortalität beim einzeitigen Verfahren hin. Während die Re-Revisionraten vergleichbar sind, resultiert aus dem erhöhten Mortalitätsrisiko, dass eine sorgfältige Patientenselektion unter Einbezug der Risikofaktoren für das jeweilige Therapie-Verfahren erfolgen sollte.



