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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Untersuchung der immobilisierenden Wirkung einer semi-rigiden Halsorthese im Vergleich zu einer weichen und einer rigiden Halsorthese an gesunden Probanden

Maxi Schulz 1
Dina Wiersbicki 1
Martin Heilemann 1
Toni Wendler 1
Christoph-Eckhard Heyde 1
Stefan Schleifenbaum
Georg Osterhoff 1
1Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie UKL, Leipzig, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Für die Immobilisierung der Halswirbelsäule (HWS) stehen zur konservativen oder postoperativen Therapie weiche, semi-rigide und rigide Halsorthesen zur Verfügung. Weiche Orthesen schränken die Beweglichkeit der HWS weniger ein, während rigide Orthesen bei längerem Tragen zu Druckgeschwüren sowie Schluck- und Atemstörungen führen können. Einige Kliniken empfehlen daher die Verwendung semi-rigider Halsorthesen. In der Literatur wurde hauptsächlich die immobilisierende Wirkung weicher und rigider Orthesen untersucht. Das Ziel dieser Studie ist es, die HWS-Immobilisation durch eine semi-rigide im Vergleich zu einer weichen und einer rigiden Halsorthese bei gesunden Probanden zu erfassen.

Material und Methoden: Bei 20 gesunden Probanden (6 Frauen, 14 Männer; Alter 21–40 J., Ø: 28 J.) wurde die Beweglichkeit der HWS ohne Halsorthese und nach Anlage drei verschiedener Orthesen gemessen: weich: Cervi-moll, Thuasne; semi-rigide: PDC, Thuasne; rigide: Miami J Select, Ossur. Der Bewegungsumfang wurde durch optisches Tracking von Markern am Kopf und oberen Rücken der Probanden mit Hilfe eines hochauflösenden 3D-Kamerasystem (Aramis 3D Camera, Carl Zeiss GOM Metrology GmbH) quantifiziert. Unterschiede zwischen den Orthesen wurden mittels gepaartem t-Test untersucht.

Ergebnisse: Alle drei Halsorthesen schränken den Bewegungsumfang der HWS im Vergleich zum freien Bewegungsumfang bei allen Probanden ein. Der Bewegungsumfang mit rigider Orthese betrug bei Inklination/Reklination im Mittel 25,5% (±8,1), bei Rotation 33,7% (±12,0) und bei Lateralflexion 51,7% (±15,7) des freien Bewegungsumfangs. Die rigide Orthese führte zu einer signifikant (p<0,01) stärkeren Einschränkung aller Freiheitsgrade als die anderen beiden Halsorthesen. Die semi-rigide Orthese schränkte die Inklination/Reklination im Mittel auf 36,5% (±10,2), die Rotation auf 50,5% (±15,2) und die Lateralflexion auf 59,3% (±16,2) des freien Bewegungsumfangs ein, die weiche Orthese auf 45,2% (±9,3), 54,1% (±15,1) und 62,4% (±15,9). Damit schränkte die semi-rigide Orthese die Inklination/Reklination signifikant stärker ein als die weiche Orthese (p<0,01), bei Lateralflexion und Rotation zeigte sich kein signifikanter Unterschied (p=0,10 und p=0,14).

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie weisen darauf hin, dass selbst die weiche und semi-rigide Orthese die Bewegungsrichtungen der HWS suffizient einschränken und damit in vielen Fällen auf den Einsatz einer rigiden Orthese und die damit verbundenen Komplikationen verzichtet werden kann. Insgesamt schränkt die semi-rigide Orthese das Bewegungsausmaß, insbesondere Inklination/Reklination, stärker ein als eine weiche Orthese und könnte deshalb die bevorzugte Therapiealternative darstellen.

Abbildung 1 [Fig. 1]

Abbildung 1: Durchschnittliche Einschränkung des Bewegungsumfangs mit den 3 Orthesen (relativ zur Situation ohne Orthese)