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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Eine Insuffizienz der peripheren Meniskusstabilisatoren führt zu einer Instabilität des Innenmeniskus, vergleichbar mit einer posterioren Wurzelläsion – eine RSA-basierte biomechanische Studie

Adrian Deichsel 1
Falk Thilo Schmitz 1
Matthias Klimek 1
Michael Raschke 1
Moritz Martinovic 1
Elmar Herbst 1
Christian Peez 1
Sven Scheffler 2
Christoph Kittl 1
1Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
2Sporthopaedicum Berlin, Berlin, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die peripheren Meniskusstabilisatoren (PS), welche durch das meniskotibiale Ligament und die meniskokapsulären Fasern gebildet werden, sind in den wissenschaftlichen Fokus geraten, da ihre Insuffizienz zu einer Extrusion beitragen kann. Die genaue Funktion der PS ist jedoch unbekannt. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss der PS auf die Innenmeniskuskinematiken zu untersuchen. Es wurde vermutet, dass die PS als wichtiger Stabilisator des Innenmeniskus fungieren.

Material und Methoden: In einem robotischen Testaufbau (Kuka KR 60-3, betrieben durch simVitro Software) wurden 16 humane Kniegelenke getestet. Die folgenden Bewegungen wurden in 0°, 30°, 60° und 90° Flexion, unter 200 N axialer Kompression durchgeführt: 89N anteriore/posteriore tibiale Translation, 8 Nm Varus-Angulation, sowie 5 Nm Innen-/Außenrotation. Insgesamt drei 1 mm Tantalum-Marker wurden in die Pars anterior, intermedia und posterior des medialen Meniskus implantiert. Ein RSA (Röntgen-Stereometrie-Analyse) System, mit einer Genauigkeit von <0,1 mm, bestehend aus zwei Röntgenquellen, einem digitalen Detektor, einer Kalibrierbox, sowie einem eigens erstellten MATLAB-Skript (Abbildung 1 [Fig. 1]) wurde verwendet, um die Positionen und Bewegungen der jeweiligen Meniskusbereiche zu erfassen.

Abbildung 1: Matlab-Skript zur Bestimmung der Meniskus-Bewegungen

Nach der Bestimmung der Kinematik des intakten Kniegelenkes unter den verschiedenen Lastsituationen (n=16) konnte die native Meniskuskinematik in allen drei Raumebenen gemessen werden. Hiernach erfolgte randomisiert in der Hälfte der Präparate (n=8) zuerst entweder die arthroskopische Durchtrennung der PS, oder der Innenmeniskushinterhornwurzel (IMHHW). Die Kinematiken des Meniskus wurden in allen drei Raumebenen erfasst und zusammengefasst als Gesamtbewegung (Summenvektor, in mm) ausgegeben. Nach Durchtrennung jeder Struktur wurde der Anstieg der Meniskus-Beweglichkeit im Vergleich zum nativen Zustand berechnet.

Ergebnisse: Unter axialer Belastung führte die Durchtrennung der PS, ohne Durchtrennung der IMHHW, an der Pars intermedia, zu einer signifikanten Erhöhung der Meniskusbeweglichkeit (Abbildung 2 [Fig. 2]). Unabhängig davon, welche Struktur als zweite durchtrennt wurde, nahm die Meniskusinstabilität weiter signifikant zu.

Abbildung 2: Veränderungen der Beweglichkeit der Pars intermedia nach sequenzieller Durchtrennung der peripheren Stabilisatoren (PS) und der Innenmeniskus-Hinterhornwurzel (IMHHW).

Vergleichbare Ergebnisse zeigten sich für Translations-, Varus- und Rotationsbewegungen. Die größten Veränderungen in den Meniskusbewegungen wurden am Hinterhorn festgestellt, mit signifikanten Erhöhungen der Meniskusbewegungen um bis zu 15,3 mm.

Diskussion und Schlussfolgerung: Eine isolierte Insuffizienz der PS und eine isolierte IMHHW-Läsion führte zu vergleichbarer Instabilität des Innenmeniskus. Erst eine gleichzeitige Insuffizienz beider Strukturen führte zu einer starken Zunahme der Meniskusinstabilität. Es zeigte sich somit, dass die PS als wichtige Stabilisatoren der Meniskuskinematiken fungieren und möglicherweise ähnlich relevant für die Meniskusstabilität sind wie die Wurzeln. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die PS möglicherweise die Effekte eine Wurzelläsion kompensieren können.