German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Eine varische Ausrichtung des zementfreien metadiaphysären Hüftschafts erhöht dessen Stabilität – eine biomechanische Studie
2Johannes Kepler Universität Linz, Linz, Österreich
3Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die Fallstricke des minimalinvasiven Vorgehens bei der totalen Hüftendoprothetik liegen vor allem in der eingeschränkten intraoperativen Sicht auf das Operationsgebiet für den Chirurgen und deren Folgen. Dieses Problem kann zu einer Fehlpositionierung sowohl der Pfannen- als auch der Schaftimplantatkomponenten führen. Während eine Fehlstellung der Pfannenkomponente hauptsächlich zu Stabilitätsproblemen aufgrund von versetzten Unregelmäßigkeiten, abweichender Pfannenneigung und Pfannenversion führt, führt eine Fehlstellung der Schaftkomponente in erster Linie zu Dimensionsproblemen in Form von Unterdimensionierung und damit verbundener vermuteter vertikaler Instabilität. In der neueren Literatur fehlen immer noch biomechanische Belege zum Verhalten eines zementfrei metadiaphysär fixierten Schafts, der in einer definierten Varusfehlstellung implantiert wurde, im Vergleich zu einem neutral positionierten Implantat. Aus diesem Grund war das Ziel dieser Studie die biomechanische Bewertung der Stabilität eines zementfreien metadiaphysären Hüftschafts mit 8°-Varusverankerung im Vergleich zu einer neutralen Position.
Material und Methoden: Zwanzig gepaarte menschliche Leichenfemora wurden paarweise einer Varusgruppe mit einem 8° varusausgerichteten zementfreien Hüftschaft oder einer Kontrollgruppe mit neutraler Implantatposition zugeordnet. Die Proben wurden biomechanisch unter zunehmend zunehmender zyklischer axialer Belastung getestet, bis es zu einem katastrophalen Versagen kam. Die Lockerung wurde bei einer axialen Verschiebung des Implantats um 1 mm festgestellt. Für jeden Parameter wurden die Belastung und die Zyklen bis zur Implantatlockerung gemessen.
Ergebnisse: Die initielle axiale Steifigkeit (N/mm) in der Neutralgruppe (2.160 ± 340) war signifikant höher als in der Varusgruppe (1.770 ± 480), p = 0,03. Der Varuswinkel (°) war in der neutralen Gruppe (0,7 ± 2,4) signifikant niedriger als in der Varusgruppe (8,1 ± 1,5), p < 0,01. Die Implantatgröße war in der Neutralgruppe (4,9 ± 1,5) deutlich größer als in der Varusgruppe (3,2 ± 1,2), p < 0,01. Die Belastung (N) sowie die Anzahl Zyklen bei 1 mm axialer Verschiebung waren in der neutralen Gruppe (2.248 ± 921 N und 17.477 ± 9.207 Zyklen) signifikant niedriger als in der Varusgruppe (2.858 ± 825 N und 23.581 ± 8.249), beide p < 0,01.
Diskussion und Schlussfolgerung: Eine um 8° varusausgerichtete, zementfreie metadiaphysäre Verankerungsprothese zeigte eine überlegene biomechanische axiale Stabilität im Vergleich zum gleichen Implantat in neutral ausgerichteter Position. Zusammen mit den klinischen Ergebnissen, die intra- und postoperative Hinweise liefern, sollte ein solcher ausgerichteter Schaft nicht nur nicht überarbeitet werden, sondern kann sogar als vorteilhaft angesehen werden.



