German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Kann eine Tenodese mittels M. biceps femoris Sehnenstreifen eine posterolaterale Instabilität korrigieren? Eine biomechanische Untersuchung
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Posterolaterale Rekonstruktionstechniken unter Verwendung eines Sehnenstreifen des M. biceps femoris (Bizepssehnentenodese; BST) könnten eine Alternative zu etablierten Techniken darstellen, welche ein ortsfernes Transplantat benötigen (z.B. Technik nach Arciero). Ziel dieser Studie war die biomechanische Untersuchung zweier Techniken der posterolateralen BST. Es wurde vermutet, dass eine BST die nativen Gelenkskinematiken wiederherstellen kann.
Material und Methoden: In einem 6-Achsen biomechanischen Knie-Rig wurden acht humane Körperspenderkniegelenke dem folgenden Testprotokoll unterzogen: In 0, 30, 60 und 90° unter 100 N axialer Kompression: Posteriore tibiale Translation (PTT) mit 89 N, Innenrotation (IR) Außenrotation (AR) mit jeweils 5 Nm, sowie Varus (VR) mit 8 Nm. Nach Evaluation der nativen Gelenkkinematiken erfolgte sukzessive die Durchtrennung von Außenband (LCL) und Popliteussehne (PS). Anschließend erfolgte die Rekonstruktion in drei verschiedenen Techniken: Modifizierte Fanelli-Technik (Rekonstruktion des LCL mittels anteriorem Bizepssehnenstreifen); modifizierte Bousquet-Technik (Rekonstruktion des popliteofibularen Bandes mittels posteriorem Bizepssehnenstreifen); Posterolaterale Rekonstruktion nach Arciero mittels autologer Semitendinosussehne. Der statistische Vergleich erfolgte mittels gemischter linearer Modelle.
Ergebnisse: Eine Durchtrennung von LCL und PS führte zu einer signifikant erhöhten Außenrotation in allen getesteten Flexionsgraden, im Vergleich zum nativen Zustand. Beide Techniken des BST, sowie die Arciero Rekonstruktion konnten den nativen Zustand wiederherstellen. Die Arciero Rekonstruktion führte in allen Flexionswinkeln, die Fanelli Technik in 0 und 30° und die Bousquet Technik in 60 und 90°, zu einer signifikant geringeren Außenrotation, im Vergleich zum nativen Zustand, im Sinne eines möglichen Overconstraints. Eine Durchtrennung von LCL und PS führte zu einem signifikant erhöhten Varus in allen getesteten Flexionsgraden. Nach Fanelli- und Arciero Rekonstruktion zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zum nativen Zustand. Nach Bousuqet-Rekonstruktion zeigte sich eine verbliebene signifikante Restinstabilität in 0° und 60°. Für die Innenrotation zeigte sich keine signifikanten Veränderungen über den Testverlauf. Eine Durchtrennung von LCL und PS führte zu einer signifikant erhöhten PTT in 0, 30 und 90° (p < 0.05). Nach allen Rekonstruktionstechniken zeigte sich eine normalisierte PTT. Lediglich die Arciero-Rekonstruktion zeigte in 30° eine signifikant verringerte PTT im Vergleich zum nativen Zustand.
Diskussion und Schlussfolgerung: Beide getesteten BST können die nativen Gelenkkinematiken in Außenrotation wiederherstellen. Im Varus konnte lediglich die modifizierte Fanelli-Technik die Gelenkkinematiken wiederherstellen. Diese Technik könnte eine Alternative zu etablierten Techniken der posterolateralen Rekonstruktion darstellen.



