German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Weichteilrekonstruktion mit Dermisersatz nach nekrotisierender Fasziitis
2Abteilung für Septische Chirurgie, BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die nekrotisierende Fasziitis ist eine zumeist lebensbedrohliche, polybakterielle, nekrotisierende Weichteilinfektion. Mit einer globalen Inzidenz von 0,4 – 1 auf 100.000 Menschen (statistisch nicht hinreichend belegt, da keine Meldepflicht besteht), sehen wir eine deutlich zunehmende Anzahl der Fälle.
An der BG Unfallklinik Murnau haben wir zwischen Januar 2021 und Dezember 2024 insgesamt 59 Patient*innen mit einer nekrotisierenden Fasziitis behandelt. Auffällig ist, dass zunehmend auch junge Patient*innen ohne wesentliche Vorerkrankungen betroffen sind. In diesem Zusammenhang stellt die Wiederherstellung der Funktion und Lebensqualität bei Extremitätenerhalt, eine besondere Herausforderung dar.
Material und Methoden: Unser interdisziplinäres Therapiekonzept umfasst eine multimodale, intensivmedizinische Versorgung, die frühzeitige hyperbare Sauerstofftherapie (HBO), die notfallmäßige Nekrosektomie, sowie die Anlage einer großflächigen Wundunterdrucktherapie (NPWT), um sowohl das Überleben des Patienten, aber auch den Extremitätenerhalt anzustreben. Großflächige Spalthauttransplantationen besonders über Gelenken neigen zur Narbenbildung mit Schrumpfungstendenz und somit zu einer funktionellen Einschränkung. Zur Optimierung dieser Ergebnisse wurde eine dermale Matrix (natürliches bovines Rindercollagen mit Elastin) unter der Spalthauttransplantation verwendet, um die Narbenreifung und Elastizität zu verbessern.
Bei der Extremitätenrekonstruktion kam eine dermale Matrix (mit 1, 2 oder auch 3 mm) über Gelenken, freiliegenden Sehnen und kleinen Knochenarealen zum Einsatz. Die Spalthaut wurde standardisiert mit einer Dicke von 0,2 mm entnommen und als Sheet oder auch 1:1 gemesht verwendet. Bewertet wurden die Einheilungsrate der Spalthaut, Komplikationen, sowie die Narbenqualität anhand der Vacouver Scar Scale.
Ergebnisse: In der Weichteilrekonstruktion nach nekrotisierender Fasziitis zeigte die Verwendung einer dermalen Matrix unter der Spalthaut eine geringere initiale Einheilungsrate und eine erhöhte Hämatombildung unter der Spalthaut im Vergleich zur alleinigen Spalthauttransplantation.
Bei Spalthauttransplantationen auf Muskel und Sehnen führte die Kombination von Spalthaut mit einer dermalen Matrix zu einer besseren Narbenqualität (VSS), einer schnelleren Narbenreifung, einer verbesserten Elastizität und einer geringeren Neigung zu hypertrophen Narben. Daraus resultierte ein verbessertes funktionelles Outcome der Patient*innen. Insbesondere bei freiliegenden Sehnen und Knochen konnte ein Bridging der dermalen Matrix beobachtet werden.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die großflächige Spalthauttransplantation in Kombination mit einer dermalen Matrix bietet die Möglichkeit auch Wundareale mit Gelenkexposition, freiliegenden Sehnen und freiliegender Knochen (kleine Areale) erfolgreich zu decken. Trotz eines erhöhten Frühkomplikationsrisikos, bietet diese Technik eine valide Alternative zur freien Lappenplastik. Insbesondere auch eine weniger invasive Operationstechnik bei zumeist Vorliegen einer erheblichen Störung der Blutgerinnungskaskade nach Sepsis im Rahmen einer nekrotisierenden Fasziitis.
Langfristig führt die Verwendung einer dermalen Matrix zu funktionell und ästhetisch verbesserten Ergebnissen, vor allem in funktionskritischen Bereichen, im Vergleich zur alleinigen Spalthauttransplantation.



