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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Der Blutverlust nach pertrochantärer Femurfraktur ist größer als nach medialer Schenkelhalsfraktur

Besart Tara 1
Alonja Reiter 1
Matthias Priemel 1
Karl-Heinz Frosch 1,2
Tobias Malte Ballhause 1
1Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
2Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie, BG Klinik Hamburg, Hamburg, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Mit über 10 Millionen Fällen pro Jahr sind proximale Femurfrakturen eine globale Herausforderung. Prognosen zufolge wird sich die Zahl der proximalen Femurfrakturen durch den demographischen Wandel bis 2050 verdoppeln. Die Frakturen treten typischerweise bei älteren Menschen auf. Im Zusammenspiel mit Osteoporose erleiden die Patienten bereits bei ebenerdigen Stolperstürzen schwere Frakturen.

Die Studie soll die Frage beantworten, ob es Unterschiede zwischen geriatrischen Patienten mit medialen Schenkelhalsfrakturen und pertrochantären Frakturen bezüglich des Blutverlustes durch die Fraktur und Operation gibt.

Material und Methoden: Es handelt sich um eine retrospektive Studie, die in einem akademischen Traumazentrum der Maximalversorgung durchgeführt wurde. Alle Patienten über 65 Jahre, welche mit dem ICD-Code „S72.-“ in den letzten 10 Jahren verschlüsselt worden sind wurden betrachtet. Es wurden Patienten selektiert, welche mittels cephalomedullärem Nagel operiert worden sind bzw. im Falle von medialen Schenkelhalsfrakturen mit Hemiprothese oder Hüfttotalendoprothese. Der initiale Hämoglobinwert wurde erfasst bei Krankenhausaufnahme sowie weitere verfügbare Werte über 7 Tage postoperativ. Bei 47% der Patienten lagen zusätzliche Werte aus Nachuntersuchungen vor. Die statistische Auswertung erfolgte mittels zweiseitiger ANOVA.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 782 Patienten mit medialer Schenkelhalsfraktur und 774 mit pertrochantärer Femurfraktur eingeschlossen. Das Durchschnittsalter betrug 83,17,9 Jahre und 74,5% waren weiblich.

Bei stationärer Aufnahme betrug der durchschnittliche Hämoglobinwert 12,41,9 mg/dl bei Patienten mit medialer Schenkelhalsfraktur und war somit höher als bei Patienten mit pertrochantärer Femurfraktur (12,11,7; p<0,0001). Dieser Trend setzte sich auch postoperativ fort und Patienten mit pertrochantärer Femurfraktur hatten signifikant geringere Hämoglobinwerte am ersten und dritten Tag nach der Operation. Ein erster Anstieg war zwischen Tag 4 und 5 zu verzeichnen. Jedoch erreichten die Patienten bei den Nachuntersuchungen (30,38,4 Monate) nicht mehr den ursprünglichen Hb-Wert, welcher zum Aufnahmezeitpunkt der Fraktur vorlag (p<0,001). Durchschnittlich wurden 0,642,5 Erythrozytenkonzentrate an Patienten mit medialer Schenkelhalsfraktur transfundiert und 0,701,2 an Patienten mit pertrochantärer Femurfraktur.

Diskussion und Schlussfolgerung: Auch wenn die mediale Schenkelhalsfrakturen und pertrochantäre Femurfrakturen oftmals als geriatrische proximale Femurfrakturen zusammengefasst werden, so handelt es sich um unterschiedliche Frakturentitäten, welche nicht nur chirurgisch unterschiedlich versorgt werden, sondern auch ein unterschiedliches Blutungsrisiko aufweisen. Insgesamt ist der Blutverlust bei den pertrochantären Frakturen größer gegenüber den medialen Schenkelhalsfrakturen. Erklärbar ist dies eventuell durch eine Kompression des Frakturhämatom bei den medialen Schenkelhalsfrakturen durch die Gelenkkapsel.