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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Wie hoch ist die Reinfektionsrate nach einzeitig septischer Revision bei periprothetischer Hüftinfektion mit polymikrobiellem Keimnachweis?

Markus Neumann 1
Graham Goh 2
Thorsten Gehrke 3
Jochen Salber 4
Mustafa Citak 5
1Endo-Klinik Hamburg, Hamburg, Deutschland
2Department of Orthopedic Surgery, Boston University, Boston, USA
3Helios ENDO-Klinik Hamburg, Hamburg, Deutschland
4Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, Bochum, Deutschland
5ENDO-Klinik Hamburg, Hamburg, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die periprothetische Infektion (PPI) ist eine schwerwiegende Komplikation nach endoprothetischer Versorgung des Knie- und Hüftgelenkes. Trotz der steigenden Anzahl von periprothetischen Infektionen mit einem polymikrobiellen Keimnachweis ist bisher keine Studie bekannt, welches die klinischen Ergebnisse nach einzeitig septischem Hüftprothesenwechsel untersucht. Das Ziel dieser Studie ist es daher, die klinischen Ergebnisse von einzeitig septischen Hüftprothesenwechsel des Hüftgelenkes zu untersuchen.

Material und Methoden: In diese retrospektive Studie wurden 88 Patienten, die zwischen dem 1. Januar 2016 und dem 31. Dezember 2022 eine einzeitige septische Revisionsoperation auf Grund einer PPI mit polymikrobiellen Keimnachweis am Hüftgelenk erhalten haben, eingeschlossen. Die Diagnose der PPI erfolgte nach den Kriterien des International Consensus Meetings (ICM). Insgesamt erfüllten 65 Patienten die Ein- und Ausschlusskriterien und wurden hinsichtlich Revisionsoperationen und Komplikationen sowie der Lebensqualität mit Hilfe des EQ-5D-3L Scores nachuntersucht.

Ergebnisse: Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug ca. 54 Monate (12–93 Monate). Es fand bei 18 Patienten (27,7%) eine Reoperationen statt. In 17 dieser Fälle (94,4%) wurde eine Operation aufgrund einer Reinfektion durchgeführt, wobei davon 10 Frühinfektionen gelenkerhaltend operiert und sieben komplette Revisionen durchgeführt wurden. In einem Fall fand eine Revisionsoperation aufgrund einer Instabilität statt. Verantwortliche Erreger für eine polymikrobielle Infektion waren überwiegend grampositiv (95%). Die häufigste polymikrobielle Kombination war Staphylococcus epidermidis + Cutibacterium acnes (n=9, 13,8%). Bei 92,3% der Patienten, die eine Revisionsoperation erhielten, wurde ein identisches Keimspektrum wie bei der initialen polymikrobiellen Infektion festgestellt. In der Frage nach der Lebensqualität gab es einen höheren Anteil an Patienten mit mäßigen oder starken Schmerzen in der Gruppe, die eine Revisionsoperation erlebte, im Vergleich zur Gruppe ohne Revision (76,5% vs. 47,9%).

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass eine einzeitige septische Revision bei polymikrobiellen PPI insgesamt akzeptable Überlebensraten ohne Reoperationen bietet, allerdings ein erheblicher Anteil der Patienten erneut infiziert wurde. Insbesondere Staphylococcus epidermidis und Cutibacterium acnes waren häufige Erreger. In den meisten Fällen wurde bei der Revisionsoperation das gleiche Keimspektrum wie bei der initialen polymikrobiellen Infektion festgestellt. Patienten nach septischem Versagen zeigten schlechtere funktionelle Ergebnisse, insbesondere mehr Schmerzen. Weitere Studien sollten sich auf die Identifikation spezifischer Risikofaktoren und die Verbesserung der Therapieansätze konzentrieren.