German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Klinische und radiologische Veränderungen innerhalb von 24 Monaten nach inverser Schulterendoprothese – welches Follow-up brauchen wir?
2Schulthess Klinik, Zürich, Schweiz
3Charité Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland
Text
Einleitung: In der Nachsorge von inversen Schulterendoprothesen (RSA) werden die notwendigen Follow-up (FU) Zeiten kontrovers diskutiert. Klinische Studien und regulatorische Vorgaben fordern häufig ein FU von mindestens zwei Jahren, wobei es hierfür kaum belastbare Daten gibt. Diese Studie untersucht die Veränderungen des klinischen Outcomes, radiologischer Parameter und Komplikationen in den ersten zwei Jahren nach RSA-Implantation. Ziel ist es, mehr Evidenz für die Nachsorge und Entwicklung spezifischer FU-Protokolle zu liefern.
Methoden: In dieser retrospektiven Analyse wurden die Daten von 66 Patienten (m. n=27; w. n=39; Alter MD 74,5 J.) aus dem lokalen Schulterregister ausgewertet, die zwischen 02/2014 und 01/2022 eine RSA (Aequalis Ascend™ Flex Reverse n=15; Aequalis Reversed II n=51) erhielten. Hauptindikationen waren Defektarthropathie (45%) und primäre Omarthrose (26%). Die Nachuntersuchungen erfolgten nach 6, 12 und 24 Monaten (+/-30 Tagen). Einschlusskriterien waren vollständige Datensätze von PROMs (CS, SPADI, SSV, EQ-5D-5L), Schmerzscores, Bewegungsumfang und Muskelkraft. Zudem wurden Adverse Events erfasst und eine systematische radiologische Auswertung durchgeführt. Die statistische Analyse erfolgte mittels Friedmann-Test, post-hoc Dunn-Bonferroni-Test sowie multivariater Analyse.
Ergebnisse: Alle Parameter zeigten im Vergleich zur Baseline signifikante Verbesserungen. Der CS stieg von 26,8 (18,0/34,5) präoperativ auf 68,6 (65,1/75,5) nach 24 Monaten (p < 0,001), mit dem größten Zuwachs in den ersten 6 Monaten (66,5 (59,4/73,4); p < 0,001) und einem Plateau nach 12 Monaten. Der SSV stieg von 30 (20/50) präoperativ auf 86 (75/95) nach 24 Monaten, ohne sig. Veränderung nach 12 Monaten. Eine Schmerzreduktion zeigte sich bis zum 12. Monat (p=0,034). Der EQ5D5L erreichte bereits nach 6 Monaten ein Plateau (0,57 vs. 0,90; p < 0,001). Funktionell erreichte die Innen- und Außenrotation nach 6 Monaten, die Abduktion und Flexion nach 12 Monaten eine Plateauphase. Radiologisch zeigten sich keine relevanten Veränderungen bezüglich Implantatstabilität oder Migration zwischen 12 und 24 Monaten. Das Scapular Notching zeigte eine leichte, aber nicht signifikante Progression. Eine periprothetische Fraktur trat im FU nach 12 Monaten auf.
Diskussion: Diese Studie zeigt, dass klinische und funktionelle Verbesserungen nach RSA überwiegend im ersten Jahr erfolgen und auch radiologische Parameter sowie Komplikationen zwischen dem ersten und zweiten Jahr weitestgehend stabil bleiben. Insofern kann für bestimmte Fragestellungen das aktuell obligate 2-Jahres FU kritisch hinterfragt werden. Die Ergebnisse bieten eine Basis für evidenzbasierte Entscheidungen und unterstützen Ärzte als auch Patienten bei der realistischen Einschätzung des Heilungsverlaufes. Zudem ermöglicht eine Optimierung der Nachsorge eine effizientere Nutzung von Ressourcen im Gesundheitswesen.



