German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Prädiktoren der postoperativen Immobilität bei alterstraumatologischen Patienten mit periprothetischen Femurfrakturen
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Periprothetische Femurfrakturen (PPF) nach Implantation einer Hüftgelenkendoprothese erfordern eine chirurgisch komplexe Behandlung und bieten ein hohes Risikopotential für Komplikationen. Eine Auswertung aus dem Endoprothesenregister Deutschland zeigt, dass im Jahr 2022 15,9% der insgesamt 18.145 erfassten Folgeeingriffe am Hüftgelenk durch PPF begründet sind. Der Altersdurschnitt der Patienten betrug 81 Jahre, somit betrifft dies insbesondere alterstraumatologische Patienten. Für PPF werden relevante Mortalitätsraten beschrieben. Insbesondere die postoperative Immobilität stellt bei alterstraumatologischen Patienten einen wesentlichen Risikofaktor für Morbidität und Mortalität dar. Ziel dieser Studie war es, Risikofaktoren für Immobilität nach einem Revisionseingriff am Hüftgelenk bei einer PPF zu identifizieren.
Material und Methoden: In einer Klinik der Maximalversorgung wurden im Zeitraum von 01/2017 bis 08/2023 186 Patienten mit einer PPF retrospektiv ausgewertet, Evidenzlevel B. Einschlusskriterien waren Alter ≥65 Jahre, Vancouver Typ B (1,2 und 3) sowie C Frakturen, welche operativ mittels Osteosynthese oder Revisionsprothese behandelt wurden. Es wurden demografische Angaben, Komorbiditäten, Daten zur operativen und postoperativen Versorgung, Mobilisationsschema (Teilbelastung/Vollbelastung) sowie postoperative Komplikationen erhoben. Patienten welche bettlägerig, lediglich an die Bettkante oder in den Stand mobilisierbar waren, wurden als immobil eingestuft. Eine logistische Regression wurde durchgeführt, um den Einfluss verschiedener Variablen auf die Wahrscheinlichkeit einer postoperativen Immobilität zu analysieren.
Ergebnisse: Annährend 2/3 der Patienten waren weiblich (62,9%, n=117), der Altersdurchschnitt lag bei 82,4±7,4 Jahren. Vancouver B2 war die häufigste Frakturentität. Entsprechend der aktuellen Leitlinien wurden Vancouver B1 und C Frakturen offen reponiert und mittels Plattenosteosynthese versorgt, während Vancouver B2 und 3 Frakturen mittels Revisionsendoprothetik versorgt wurden. Die logistische Regression ergab, dass eine intraoperative Transfusion (OR: 3,173; 95% KI: 1,243–8,101; p = 0,016) sowie ein erhöhter ASA-Score signifikant mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit postoperativer Immobilität assoziiert waren. Insbesondere wiesen Patienten mit ASA 3 (OR: 9,096; 95% KI: 1,742–47,499; p = 0,009) und ASA 4 (OR: 32,025; 95% KI: 4,43–231,51; p < 0,001) ein signifikant erhöhtes Risiko auf. Weitere Faktoren wie Alter, Geschlecht, Operationstechnik, Operationsdauer, BMI und postoperatives Belastungsschema zeigten keine signifikanten Zusammenhänge. Zudem zeigte sich das postoperative Mobilisationsschema (Teil- oder Vollbelastung) nicht als signifikanter Faktor.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die postoperative Mobilisierung multimorbider Patienten sollte konsequent gefördert werden. Intraoperativ sollte besonderes Augenmerk auf eine sorgfältige Blutstillung und die Reduktion des Blutverlusts gelegt werden.



