German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Kissing Stems:Therapieaspekte interprothetischer Femurfrakturen
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Das Ziel der vorliegenden Arbeit war, die Fragen zu klären, welche Distanz zwischen zwei Schäften/Implantaten im Femur ausreichend ist. Sowie welche Faktoren für die Entscheidungsfindung/ Implantatwahl im Revisionsfall wichtig sind?
Material und Methoden: Anhand einer ausgedehnten Literaturrecherche und einer monozentrischen Datenanalyse wurden Einflussfaktoren und Outcome hinsichtlich Klassifikationen, zeitliche Zuführung zur Operation und biomechanische Aspekte im Behandlungsrhythmus identifiziert. Allgemeine und operative Komplikationen sowie Mortalität wurden berücksichtig.
Ergebnisse: Die Datenlage ist sehr heterogen. Die Inzidenz von interprothetischen Frakturen ist ungewiss, näherungsweise ist ein Wert von 1,25% in der Literatur zu finden, wobei von einer steigenden Fallzahl und einem steigenden Versorgungsaufwand auszugehen ist. Die Komplikationen bei operativer Versorgung sind bis zu 60% und die Mortalität im ersten postoperativen Jahr bis zu 30%. Die mediane Überlebensdauer ist 3,5 Jahre. Für die Knochenqualität, speziell für die Kortikalisdicke besteht eine hohe Evidenz. Die Implantatwahl wurde ebenso in mehreren biomechanischen Studien in einer hohen Evidenz gezeigt. Leichenstudien zeigen, dass die Implantation einer Hüftprothese im Falle eines Sturzes mit einem 30% höheren Frakturrisiko verbunden ist. Interessanterweise steigt das Frakturrisiko bei zusätzlicher Implantation eines weiteren intramedullären Kraftträgers, wie einem Nagel weiter, sodass nur mehr die Hälfte an Kraft notwendig ist, das Femur zu frakturieren – werden hingegen zwei zementierte Prothesenimplantiert, so hat dies keinen Einfluss auf das Frakturrisiko. Eine niedrige Evidenz besteht für die interprothetische Distanz und die Knochenqualität, jedoch gilt hier die Annahme von weniger als 6 cm oder weniger als 2 Diaphysendicken als kritisch. Einigkeit besteht diesbezüglich nicht. Gegenmeinungen führen die Dicke der Kortikalis an den Prothesenspitzen als wichtigsten Faktor an. Einigkeit besteht für Prothesenlockerungen: der Stress-shielding bedingte Kortikalisverlust ist ein Rsikofaktor. Eine Klassifikation für interprothetische Fraktur gibt es bis dato nicht. Meist werden die Klassifikationen „Vancouver“ für die Hüft-nahen und „Rorabeck-, „Su- oder SoFCOT“-Klassifikation für die Kniegelenks-nahen Frakturen verwendet.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Versorgung von interprothetischen Femurfrakturen soll zeitnahe erfolgen. Das Outcome unterliegt mehrere Einflussfaktoren, wobei sie annähernd denen von Patienten mit hüftgelenksnahen Femurfrakturen entsprechen. Bei festsitzendem Implantat und guter Knochenqualität ist die Osteosynthese die Therapie der Wahl, wohingegen bei einer lockeren Prothese und schlechter Knochenqualität die Revisionsprothese zu bevorzugen ist.



