German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Inzidenz von low-grade-Infekten in der periprothetischen Humerusfraktur
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Im Falle periprothetischer Frakturen findet sich nicht selten ein bereits chronischer Lockerungssaum entlang der Schaftkomponente. Anhand der Literatur ist bekannt, dass Lockerungssäume bei zementierten Prothesenschäften ein Hinweis für einen low-grade-Infekt darstellen können. Insofern stellt sich im Falle einer periprothetischen Fraktur einer Schulter-TEP mit (aber auch ohne) chronischen Lockerungssäumen/ Osteolysen die Frage, ob ein einzeitiger Wechsel unter Belassen der (fest einliegenden) Glenoid-Komponente angestrebt werden sollte oder ein zweizeitiges Vorgehen mit zunächst Schaftausbau und mikrobiologischer Diagnostik zu empfehlen ist. Das Ziel der Studie ist es, die Inzidenz von low-grade-Infekten in der periprothetischen Fraktursituation zu analysieren, um diesbezüglich eine Risikoabschätzung für zukünftige Eingriffe ableiten zu können.
Material und Methoden: In unsere Studie wurden 25 Patienten retrospektiv über 14 Jahre inkludiert. Einschlusskriterium war eine Lockerung der humeralen Komponente zum Zeitpunkt einer periprothetischen Humerusfraktur sowie anschließendem Wechsel beider Komponenten oder nur der humeralen Komponente. Intraoperativ wurden Proben zur mikrobiologischen Bebrütung sowie zur Sonikation entnommen. Als Infektion wurde der Nachweis desselben Keims in entweder 2 mikrobiologischen Gewebeproben (PEs) oder anhand eines Keimnachweises in der Sonikation in Kombination mit 1 PE gewertet. Ausgeschlossen wurden Patienten mit bekannt vorbestehendem periprothetischem Infekt in der Anamnese.Die Ergebnisse dieser Studie sind aufgrund des retrospektiven Designs und der limitierten Fallzahl als Evidenzlevel C zu werten.
Ergebnisse: Von n=25 eingeschlossenen Patienten zeigte sich in n=1 (4%) Fall ein positiver Keimnachweis. Hierbei wurde in der Sonikation sowie in 1 von 6 entnommenen PEs eine Besiedelung mit Staphylococcus epidermidis nachgewiesen. In n=5 (20%) Fällen wurde lediglich in einer singulären Probe oder isoliert in der Sonikation ein Keimnachweis erbracht, welches als Kontamination gewertet werden muss. Insgesamt n=19 (76%) der Patienten erbrachten einen sterilen mikrobiologischen Befund der intraoperativ entnommenen PEs und Sonikation.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten zeigen eine geringe Inzidenz potentiell vorliegender low-grade Infekte bei der periprothetischen Humerusfraktur, sodass, außer bei deutlichen Hinweisen auf ein chronisches Infektgeschehen, in den meisten Fällen ein primär einzeitiges Vorgehen bei einem notwendigen humeralen Wechsel angestrebt werden kann.



