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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Perioperatives Transaminasen-Monitoring in der Revisionsendoprothetik: Identifikation von Leberperfusionsstörungen und deren klinische Bedeutung

Julian Deisenhofer 1
Paul Mick 1
Raphael Trefzer 1
Mustafa Hariri 1
Tilman Walker 1
Burkhard Lehner 1
Matthias Wolf 1
1Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Perioperative Überwachung der Transaminasen ist in chirurgischen Fachdisziplinen etabliert, da eine postoperative Leberperfusionsstörung (LPS) mit erhöhter Morbidität und Mortalität assoziiert ist. Eine standardisierte Definition für die Orthopädie fehlt bislang. Ziel dieser Arbeit ist es, (1) eine Definition von LPS im Kontext der Revisionsendoprothetik von Hüfte und Knie zu definieren. Dazu sollen verschiedene Identifikationssysteme entwickelt und (2) anhand klinischer Outcome-Parameter – einschließlich stationärer Aufenthaltsdauer, Revisionen und postoperativer Komplikationen – auf ihre Relevanz überprüft werden.

Material und Methoden: Bei dieser Arbeit handelt sich um eine retrospektive Kohortenstudie einer Dekade (01.01.2010–31.12.2019) von Patienten, die eine Prothesenrevision an Hüft- oder Kniegelenk erhielten. Die Identifikation erfolgte anhand der OPS-Codes 5-821 bis 5-829 sowie des Zusatzcodes 5-829.n. Bei allen Patienten wurden die Labordaten systematisch erfasst, wobei postoperative Transaminasewerte (GOT/GPT) auf das Vorhandensein einer LPS analysiert wurden.

Zur Identifikation einer LPS wurde ein Transaminasenwert über 120 U/L als Kriterium festgelegt. Es wurden drei Schweregrade definiert: Mild: ≥3-facher Normwert (≥120 U/L); Moderat: ≥6-facher Normwert (≥240 U/L); Schwer: ≥12-facher Normwert (≥480 U/L). Die Dauer des konsekutiven Anstiegs mit mindestens milder Ausprägung von 1 bis 4 Tagen (LPS_1d bis LPS_4d) diente der weiteren Kategorisierung. Die Einteilung der Schweregrade bei der konsekutiven Betrachtung über mehrere Tage erfolgte anhand des höchsten Werts in diesem Zeitraum.

Die Überprüfung der klinischen Relevanz erfolgte anhand des klinischen Endpunkts (KE), bestehend aus: Letalität, postoperativen Komplikationen, Amputation, Re-Operation und Gesamtverweildauer. Zusätzlich wurde eine Sensitivitätsanalyse durchgeführt, die Patienten mit bereits präoperativ erhöhten Transaminasewerten (>120 U/L) exkludiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 2.255 Patienten eingeschlossen. Der Anstieg der Transaminasen trat je nach verwendeter Definition auf bei n = 82 für LPS_1d, n = 40 für LPS_2d, n = 24 für LPS_3d und n = 16 für LPS_4d. In der Analyse der klinischen Relevanz anhand des KE konnte LPS_1d als signifikante abhängige Variable identifiziert werden. Die häufigsten mit LPS assoziierten postoperativen Komplikationen waren Re-Operationen, Bluttransfusionen und Letalität.

Diskussion und Schlussfolgerung: LPS ist eine seltene, aber potenziell schwerwiegende postoperative Komplikation. Obwohl das Monitoring der Leberfunktion bei komplexen Fällen häufig erfolgt, definiert diese Arbeit erstmals LPS bei Patienten mit Revisionsendoprothetischen Eingriffen. Sie zeigt, dass bereits ein eintägiger Transaminasenanstieg signifikant mit komplizierten postoperativen Verläufen assoziiert ist. Ein Monitoring des postoperativen Leberwertverlaufs könnte komplikationsträchtige Verläufe frühzeitig erkennen und eine entsprechende Behandlung ermöglichen. In künftigen Studien sollte nähere Analysen der Risikofaktoren für LPS erfolgen, um das Patientenindividuelle Risiko besser quantifizieren zu können.