German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
MCID, SCB und PASS in Patienten nach Knieendoprothetik – systematischer Review
2Department of Trauma and Orthopaedic Surgery, University La Sapienza, Rom, Italien
3Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
4Department of Orthopaedics and Trauma Surgery, Academic Hospital of Bolzano, Bozen, Italien
5Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Eifelklinik St. Brigida, Simmerath, Deutschland
6Department of Orthopedics and Trauma Surgery, Academic Hospital of Bolzano (SABES-ASDAA), Teaching Hospital of the Paracelsus Medical University, Bozen, Italien
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die Nutzung von PROMs gilt als etablierter Standard in der klinischen Versorgungsforschung, so auch in der Knieendoprothetik. Dabei ist die trivial anmutende Interpretation der damit gewonnenen Ergebnisse in der Deutung der tatsächlichen klinischen Relevanz weiterhin oft ungeklärt. In jüngerer Zeit wurden zahlreichen Kategorien definiert, die bei der korrekten Interpretation hilfreich sein können, wie beispielsweise der Minimale klinisch relevante Unterschied (Minimal clinically important difference – MCID), der Substantielle klinische Nutzen (Substantial clinical benefit – SCB) und der für den Patienten akzeptable Symptomzustand (Patient-acceptable symptom state – PASS). Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit war es, für die Knieendoprothetik für diese drei Parameter aus der vorhandenen Literatur Referenzwerte herauszuarbeiten.
Material und Methoden: In einer systematischen Literaturrecherche wurden berichtete Werte für MCID, SCB und PASS für den Forgotten Joint Score-12 (FJS-12), den Oxford Knee Score (OKS), den Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS) mit seinen Subskalen, den Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis (WOMAC) score, den Knee Society Score (KSS) und den Short Form-12 wie -36 (SF-12/-36) herausgearbeitet und einer Meta-Analyse unterzogen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden Daten von knapp dreißigtausend Patienten gesammelt. Das globale Risiko für Bias war niedrig bis moderat. Dabei wurde eine große Variabilität für Grenzwerte für den MCID, SCB und PASS sowohl zwischen den verschiedenen Fragebögen als auch zwischen den verschiedenen betrachteten Aspekten festgestellt. Fü̈r den FJS-12 liegt der MCID beispielsweise bei 14 Punkten, beim OKS nur bei 5, beim WOMAC teilweise gar bei 20 Punkten. Der MCID für den SF-36 scheint dabei niedriger als für Knie-spezifische Fragebögen.
Diskussion und Schlussfolgerung: Trotz der hohen Bedeutung dieser Parameter für die korrekte Interpretation von Studienergebnissen der Versorgungsforschung finden sich diese weiterhin kaum in der Literatur berücksichtigt. Da Grenzwerte offensichtlich für jede klinische Behandlung separat erstellt werden müssen und nicht allgemein fragebogenspezifisch Gültigkeit haben, sollten künftige klinische Arbeiten konsequent die Berechnung und Nutzung solcher Grenzwerte in Betracht ziehen um eine studienübergreifende Vergleichbarkeit verschiedener Verfahren zu ermöglichen.



