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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Reliabilitätsanalyse der CPH- und Fels-Methode zur Skelettalterbestimmung bei Kindern mit Beinachsenfehlstellung in der Frontalebene

Sebastian Braun 1,2
Felix Stief 3
Niklas Thewes 1
Johannes Wenke 1
Marco Brenneis 4,1
1Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Frankfurt am Main, Deutschland
2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Deutschland
3Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland
4St. Josefs-Hospital Wiesbaden, Wiesbaden, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die Bestimmung des Skelettalters (SA) spielt eine zentrale Rolle in der Planung wachstumslenkender Operationen bei Achsabweichungen des Beines in der Frontalebene. Viele Methoden zur Bestimmung des SA benötigen eine zusätzliche Röntgenaufnahme und wurden an historischen Patientenkollektiven validiert. Neben Methoden wie der modifizierten (mFels) und vereinfachten (abFels) Fels-Knie-Methode wurde die „Central Peak Height“ (CPH)-Methode als neue Methode zur SA-Bestimmung und Ermittlung des Restwachstums an ohnehin schon vorhandenen Röntgenaufnahmen des Kniegelenkes eingeführt. Ziel dieser Studie war die Reliabilitätsanalyse aller drei Methoden hinsichtlich intra- und interrater Reliabilität und die Ermittlung des untersucherabhängigen Standardmessfehlers (SEM95%) der jeweiligen Methode.

Material und Methoden: Es wurden N=98 Röntgenaufnahmen (a.p.-Ganzbeinstand) von Kindern mit varischer oder valgischer Achsdeformität des Beines und Indikation zur wachstumslenkenden Operation eingeschlossen. Die Röntgenbilder wurden zum Zeitpunkt der Indikationsstellung angefertigt. Vier Untersucher bestimmten verblindet und unabhängig voneinander das SA anhand der CPH-, mFels- und abFels-Methode. Zusätzlich führten zwei Untersucher eine wiederholte Messung mit einem zeitlichen Abstand von 4 Monaten verblindet durch. Die Reliabilität wurde mittels des Intraclass Correlation Coefficients (ICC, Modell_3.1) bestimmt, zudem wurde der untersucherabhängige Standardfehler der Messung (SEM) berechnet. Alle statistischen Analysen wurden mit SPSS 29 durchgeführt.

Ergebnisse: Die Interrater-Reliabilität der CPH-Methode für den Central Peak Value (CPV) war moderat während für das SA hohe Werte erzielt wurden. Die Intrarater-Reliabilität zeigte hohe Werte für die Bestimmung des CPV und SA (Tabelle 1 [Tab. 1]). Der SEM95% für die Bestimmung des CPV betrug SEM95%=±0,03 und der SEM95% für die Bestimmung des SA betrug SEM95%=±0,46 Jahre.

Tabelle 1

Die Interrater-Reliabilität der mFels-Methode war höher als die der abFels-Methode. Die Intrarater-Reliabilität zeigte für beide Methoden hohe Werte (Tabelle 1 [Tab. 1]). Der SEM95% unter Verwendung der mFels-Methode lag bei SEM95%=±0,77 Jahren und der SEM95% unter Verwendung der abFels-Methode bei SEM95%=±1,11 Jahren.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Reliabilität der SA-Bestimmung an a.p.-Ganzbeinstandaufnahmen bei Kindern mit varischer oder valgischer Achsdeformität ist insgesamt hoch. Dennoch kann selbst ein untersucherabhängiger Fehler von SEM95%=±0,46 Jahren die Wachstumsprognose signifikant beeinflussen, sodass die Genauigkeit der Bestimmung des Restwachstums der Kinder limitiert wird. Weitere Studien sind nötig, um zu untersuchen, ob die einzelnen Methoden zur Bestimmung des SA unter Beachtung des hohen untersucherabhängigen Fehlers die Genauigkeit der Größenprognosen tatsächlich optimieren.