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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Dynamische Kopforthese vs. konservative Therapie bei lagerungsbedingter Plagiozephalie – eine retrospektive Analyse

Gregor Toporowski 1
Ariane Deutschle 1
Georg Gosheger 2
Adrien Frommer 1
Andrea Laufer 1
Anna Rachbauer 1
Henning Tretow 1
Robert Rödl 1
Björn Vogt 1
1Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
2Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die lagebedingte Plagiozephalie ist eine der häufigsten Schädelasymmetrien im Säuglingsalter. Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen konservative Maßnahmen, wie die Lagerungstherapie und Physiotherapie sowie die Versorgung mit einer dynamischen Kopforthese. Kontrovers diskutiert wird die Effektivität der Orthesenbehandlung im Vergleich zur konservativen Therapie. Ziel dieser Studie war der Vergleich beider Therapieansätze hinsichtlich der Korrekturgeschwindigkeit und des Therapieergebnisses.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Analyse wurden 199 Säuglinge mit lagerungsbedingter Plagiozephalie untersucht, die zwischen 2015 und 2024 ambulant behandelt wurden. Insgesamt konnten 72 Patienten mit einer Therapiedauer von ≥ 90 Tagen und einem initialen Plagiozephaliegrad von ≥ Level 2 nach Holowka et al. eingeschlossen werden. Hiervon wurden 36 Patienten konservativ und 36 Patienten mit dynamischer Kopforthese therapiert. Die Diagnostik erfolgte neben der klinischen Untersuchung mittels dreidimensionaler Oberflächenvermessung des Kopfes (StarScanner®, Orthomerica), mit dem u.a. der Cranial Vault Asymmetry Index (CVAI) ermittelt wurde. Eine prämature Kraniosynostose wurde zudem sonographisch ausgeschlossen. Patienten der konservativen Gruppe wurden mit Physiotherapie und Lagerungstherapie behandelt.

Ergebnisse: Der mittlere Therapiebeginn lag in der Gruppe mit dynamischer Kopforthese bei 223 ± 46 Tagen, in der konservativen Gruppe bei 147 ± 40 Tagen (p < 0.001). Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug 168 ± 81 bzw. 143 ± 72 Tage (p = 0.171). Die durchschnittliche Korrekturgeschwindigkeit des CVAI pro Monat war in beiden Gruppen vergleichbar (0.66 ± 2.09 vs. 0.64 ± 0.55; p = 0.964).

Das Behandlungsziel (Reduktion der Plagiozephalie auf Level 1) wurde bei 9/36 (25%) Patienten mit dynamischer Kopforthese und 4/36 (11%) konservativ erreicht (p = 0.220), eine Levelreduktion bei 24/36 (67%) bzw. 15/36 (42%) (p = 0.058).

Ein früherer Therapiebeginn war in der Orthesengruppe mit höherer Wahrscheinlichkeit einer Levelreduktion assoziiert (r = -0.48, p = 0.003). Eine längere Therapiedauer zeigte einen Trend zur stärkeren CVAI-Reduktion (r = 0.331, p = 0.052). In der konservativen Gruppe korrelierte die Therapiedauer signifikant mit der Levelreduktion (r = 0.381, p = 0.022), während ein jüngeres Alter mit einer stärkeren CVAI-Reduktion assoziiert war (r = -0.537, p < 0.001).

Diskussion und Schlussfolgerung: Beide Therapieansätze führten zu einer Reduktion der Schädelasymmetrie. Ein früherer Behandlungsbeginn war insbesondere für die Levelreduktion vorteilhaft. Die Behandlungsdauer zeigte in beiden Gruppen Einfluss auf die Korrektur. Die Indikationsstellung für eine Kopforthesenbehandlung sollte individuell unter Berücksichtigung von Alter und initialem Schweregrad erfolgen. Prospektive Studien sind erforderlich, um die langfristige Effektivität beider Therapieansätze zu evaluieren.