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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Innerklinische eFAST-Sonografie versus Computertomographie bei Polytraumapatienten: Eine Evaluation der diagnostischen Präzision und klinischen Relevanz

Martin Grünes 1
Michael Müller 1
Rupert Schupfner 1
1Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Klinikum Bayreuth, Bayreuth, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Mit 14% ist die Hämorrhagie eines der Haupttodesursachen bei Schwerverletzten nach Klinikeinweisung. Die eFAST (extended Focused Assessment with Sonography in Trauma) - Sonografie zum Ausschluss abdomineller und thorakaler Blutungen sowie die Computertomografie (CT) sind essenzielle Methoden bei der Diagnostik von Polytrauma-bedingten Verletzungen in der Notaufnahme. Die AWMF-Leitlinien empfehlen die Computertomografie als Goldstandard bei beispielsweise abdominellen Verletzungen (Empfehlungsgrad A), während die eFAST-Sonografie mit geringerem Empfehlungsgrad (B) eine ergänzende Rolle spielt. Ziel dieser Studie ist die Analyse der Sensitivität und Spezifität des eFAST hinsichtlich der Erkennung von Flüssigkeitsansammlungen und Verletzungen im Abdomen und Thorax, um deren jeweilige Rolle im modernen Traumamanagement zu definieren – auch im Kontext der deutlich kürzeren Untersuchungszeit (56 Sekunden bei eFAST vs. 15 Minuten bei CT).

Material und Methoden: Diese retrospektive Studie verwendet Daten aller in unserem Haus registrierten Polytrauma-Fälle der Jahre 2021 bis 2023. Die Qualität der klinischen eFAST-Sonografie wurde mit den CT-Befunden als Goldstandard verglichen. Zudem erfolgte eine zeitliche Gegenüberstellung der Dauer vom Eintreffen in der Notaufnahme bis zur Durchführung von eFAST und CT. The jamovi project 2024 wurde zur statistischen Analyse genutzt. Eine Genehmigung der Ethikkommission liegt vor.

Ergebnisse: Es wurden 227 Datensätze ausgewertet, bei 110 Patienten lagen vollständige eFAST- und Ganzkörper-CT-Befunde vor. Die eFAST-Sonografie zeigte eine hohe Spezifität (≥94,9%) für freie Flüssigkeit (in Perikard/Pleura/Morison-Pouch/Koller-Pouch/Douglas-/Proust-Raum) und Organverletzungen (Pneumothorax/Lunge/Niere), jedoch eine äußerst geringe Sensitivität (0–16,67%). Insbesondere nicht-operationspflichtige Befunde werden häufig nicht gesehen. Vier Patienten erhielten einen Notfalleingriff an Thorax und/oder Abdomen, in einem Fall ergab sich aus positivem eFAST eine direkte operative Konsequenz ohne vorheriges CT, die drei übrigen erhielten ein Polytrauma-CT. Die Diagnostik nach Erstkontakt Arzt-Patient erfolgt beim eFAST ohne Verzögerung, beim CT dauert sie 24,1 Minuten. Zudem nimmt die Dauer bis zum CT mit zunehmendem NACA-Score zu (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Abbildung 1

Diskussion und Schlussfolgerung: Die geringe Sensitivität der eFAST-Sonografie, insbesondere bei nicht operationspflichtigen Patienten, unterstreicht die Wichtigkeit des Polytrauma-CTs in der Diagnostik. In seltenen Fällen, in denen ein Notfalleingriff bei thorakalen oder abdominellen Verletzungen erforderlich ist, kann die eFAST-Sonografie jedoch einen entscheidenden Zeitvorteil bieten. Die Aussagekraft der Untersuchung wird jedoch durch unvollständige Dokumentationen der eFAST-Befunde in etwa der Hälfte der Fälle limitiert.