Logo

36. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e.V.

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.
14.-15.11.2025
Bielefeld


Meeting Abstract

Die Manchester-Operation: eine gute Option zur apikalen Fixation bei Wunsch nach einem vaginalen, uterus-erhaltenden Verfahren ohne Einsatz alloplastischen Materials

Nathalie Ng-Stollmann 1
Ralf Tunn 1
Kathrin Beilecke 1
1Klinik für Urogynäkologie, DBBZ, Alexianer St. Hedwig Krankenhaus, Berlin, Deutschland

Text

Einleitung: Die Manchester-Operation, erstmals 1888 von Dr. Archibald Donald durchgeführt und später von Dr. William Edward Fothergill weiterentwickelt, ist ein uterus-erhaltendes Verfahren zur Korrektur einer Senkung des apikalen Kompartiments, meist kombiniert mit einer Zystozelenkorrektur. Studien zeigen, dass ihre Ergebnisse und Rezidivraten mit denen der vaginalen Prolapshysterektomie vergleichbar sind [1]. Aufgrund wachsender Bedenken gegenüber netzgestützten Senkungsoperationen steigt das Interesse an uterus-erhaltenden, vaginalen Verfahren ohne alloplastische Materialien. Weiterhin kann der Eingriff unter Lokalanästhesie oder Analgosedierung durchgeführt werden. Seit 2024 bietet unser Zentrum die Manchester-Operation an. Seit 2025 erfolgt die Zystozelenkorrektur doppelschichtig mit zunächst einer fortlaufenden PDS-Naht, gefolgt von Einzelknopfnähten. Eine geringere Rezidivrate konnte bei der doppelschichtigen Zystozelenkorrektur im Vergleich zur einzelschichtigen Technik gezeigt werden [2]. Es gibt wenige Daten zum operativen Erfolg in Abhängigkeit vom Nahtmaterial [3]. Diese Arbeit evaluiert die Manchester-Operation als vaginale, uterus-erhaltende Alternative zur apikalen Fixation ohne Fremdmaterial und vergleicht die Rezidivraten des vorderen Kompartiments in Abhängigkeit vom Nahtmaterial (Vicryl vs. PDS).

Methode: Bei der modifizierten Manchester-Operation werden die Zervix gekürzt und die Ligg. cardinalia ventral an der verbleibenden Zervix/ Isthmus uteri fixiert, um das apikale Kompartiment anzuheben. Ergänzend erfolgt eine Zystozelenkorrektur. Unser Zentrum bietet dieses Verfahren postmenopausalen Patientinnen an, die eine uterus-erhaltende, vaginale Operation ohne Fremdmaterial wünschen. Die erste Operation fand im Februar 2024 statt. Bis Ende 2024 wurde die Zystozelenkorrektur zweischichtig mit Vicryl (fortlaufende Naht und Einzelknopfnähte) durchgeführt, seit 2025 erfolgt die fortlaufende Naht mit PDS. Sechs Monate postoperativ wurden Patientinnen mittels POP-Q-System untersucht. Zusätzlich erhielten die Patientinnen den validierten Deutschen Beckenboden-Fragebogen prä- und postoperativ. Zur Beurteilung der Patientenzufriedenheit wurde postoperativ der Freiburger Index für Patientenzufriedenheit (FIPS) verwendet. Dieser interdisziplinär validierte Fragebogen dient der Bewertung der behandlungsbezogenen Zufriedenheit nach operativen Eingriffen. Die FIPS-Ergebnisse werden auf einer Skala von 1,00 (hervorragend) bis 6,00 (sehr schlecht) dargestellt [4].

Ergebnisse: Eingeschlossen wurden postmenopausale Frauen mit einem Deszensus uteri von mindestens Grad II (Punkt C ≥ -1). Perioperativ traten keine Komplikationen auf. Sechs Monate postoperativ zeigte sich das apikale Kompartiment rezidivfrei (durchschnittlicher Punkt-C-Wert: -8). Alle Patientinnen erhielten eine Zystozelenkorrektur; 40 % der 2024 operierten Patientinnen entwickelten eine Rezidivzystozele (Punkt Ba ≥ -1). Die durchschnittliche Vaginallänge lag postoperativ bei 9 cm. Eine erhebliche subjektive Verbesserung der Senkungsbeschwerden konnte anhand des Deutschen Beckenboden-Fragebogens gezeigt werden. Der Freiburger Index für Patientenzufriedenheit (FIPS) ergab einen durchschnittlichen Score von 1,6 (sehr gut). Darüber hinaus würden 86 % der Patientinnen den Eingriff erneut durchführen lassen. Die Nachuntersuchung der 2025 operierten Patientinnen steht aus. Es wird vermutet, dass der Einsatz von langsam resorbierbarem PDS-Faden die Rezidivrate im vorderen Kompartiment senken könnte.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen eine stabile Fixierung des apikalen Kompartiments, eine subjektive Verbesserung des Senkungsgefühls und eine hohe Patientenzufriedenheit. Die modifizierte Manchester-Operation stellt daher eine vielversprechende Alternative dar, wenn ein vaginales Verfahren mit Uteruserhalt ohne den Einsatz von alloplastischem Material gewünscht wird. Der Eingriff kann zudem unter Lokalanästhesie und Analgosedierung durchgeführt werden. Hinsichtlich der Zystozelenkorrektur wird die Hypothese aufgestellt, dass ein langsam resorbierbarer Faden die Rezidivrate senken könnte. Prospektive Studien zum Vergleich der Fixierung des apikalen Kompartiments zwischen verschiedenen vaginalen Verfahren sind erwünscht.

Interessenkonflikte:

  • Dr. med. Nathalie Ng-Stollmann: Mitarbeit an der S3 Leitlinie Weiblicher Descensus genitalis, Diagnostik und Therapie, AGUB Mitglied
  • Prof. Dr. med. Ralf Tunn: Mitarbeit an der S3 Leitlinie Weiblicher Descensus genitalis, Diagnostik und Therapie, AGUB III
  • Dr. med. Kathrin Beilecke: Mitarbeit an der S3 Leitlinie Weiblicher Descensus genitalis, Diagnostik und Therapie, AGUB III

References

[1] Enklaar RA, Knapen FMFM, Schulten SFM, van Osch LADM, van Leijsen SAL, Gondrie ETCM, Weemhoff M. The modified Manchester Fothergill procedure compared with vaginal hysterectomy with low uterosacral ligament suspension in patients with pelvic organ prolapse: long-term outcome. Int Urogynecol J. 2023 Jan;34(1):155-164. DOI: 10.1007/s00192-022-05240-3
[2] Graefe F, Schwab F, Tunn R. Double-layered anterior colporrhaphy (DAC)-video and mid-term follow-up of 60 patients. Int Urogynecol J. 2023 Jan;34(1):297-300. DOI: 10.1007/s00192-022-05216-3
[3] Madhuvrata P, Glazener C, Boachie C, Allahdin S, Bain C. A randomised controlled trial evaluating the use of polyglactin (Vicryl) mesh, polydioxanone (PDS) or polyglactin (Vicryl) sutures for pelvic organ prolapse surgery: outcomes at 2 years. J Obstet Gynaecol. 2011 Jul;31(5):429-35. DOI: 10.3109/01443615.2011.576282
[4] Schoenthaler M, Farin E, Karcz WK, Ardelt P, Wetterauer U, Miernik A. Der Freiburger Index für Patientenzufriedenheit. Vorstellung eines neuen Instruments und seiner psychometrischen Eigenschaften [The Freiburg Index of Patient Satisfaction: introduction and validation of a new questionnaire]. Dtsch Med Wochenschr. 2012 Mar;137(9):419-24. DOI: 10.1055/s-0031-1298976