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41. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.
25.-28.09.2025
Münster

 
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Vortrag

Therapieerfolg von Protonenpumpeninhibitoren in einfacher und doppelter Standarddosis bei der Therapie von Kontaktgranulomen – eine Pilotstudie

T. Hoffmann 2
A. K. Rohlfs 3
1HNO Univ.-Klinik Augsburg, Phoniatrie, Augsburg, Deutschland
2Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik, Kopf- und Halschirurgie, Ulm, Deutschland
3Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik, Kopf- und Halschirurgie, Sektion Phoniatrie und Pädaudiologie, Ulm, Deutschland

Abstract

Hintergrund: Kontaktgranulome (KG) sind ein häufige Ursache für eine Vorstellung in der phoniatrischen Sprechstunde. Gemäß der aktuellen S2k-Leitlinie „Gastroösophageale Refluxkrankheit“ (engl. GERD) von 10/2015 wird bei der extraösophagealen GERD-Manifestation (z.B. mit Ausbildung von einem KG) eine Protonenpumpeninhibitor (PPI)-Therapie in doppelter Standarddosis (z.B. Pantoprazol 40 mg 2x/Tag) über 8 Wochen angeraten. Valide Studiendaten existieren hierzu jedoch nicht.

Material und Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Studie an der Sektion für Phoniatrie und Pädaudiologie an der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Universitätsklinik Ulm von 05.2015 bis 12.2019 erhielten 39 Patienten mit endoskopisch nachgewiesenem KG und konsekutiv randomisiert PPIs in einfacher (1x PPI, n=22) bzw. doppelter Standarddosis (2x PPI, n=17) für 8 Wochen lang. Es wurden bei Erstvorstellung und bei der Kontrolle nach 3–4 Monaten ein möglicher gastrolaryngealer Reflux sowie Halssensationen, Räusperneigung oder Heiserkeit erfasst und eine Videolaryngo-Stroboskopie durchgeführt, um die Befundentwicklung des Granuloms zu beurteilen (Progredienz, gleichbleibend, Remission <50%, >50% oder komplett). Die beiden Gruppen wurden miteinander verglichen und mögliche Nebenwirkungen der PPI-Therapie erfasst.

Ergebnisse: Das Granulom war in 40% der Fälle nach der Therapie mit 1x PPIs und in 77% der Fälle mit 2x PPIs verschwunden bzw. regredient (p<0.05). Bei Kontrolle waren 23% der Patienten mit 1x PPIs völlig symptomlos und 77% der Patienten mit 2x PPIs. Halssensationen wurde bei Erstvorstellung mit 64% als häufigstes Symptom angegeben. Bei der Kontrolle nach PPI-Therapie in einfacher bzw. doppelter Standarddosis waren Halssensationen nur noch in 33% bzw. 15% der Fälle bei Granulomremission nachweisbar und bei Persistenz in 50% bzw. 62%. Ein Patient entwickelte nach 14 Tagen Einnahme von Pantoprazol in doppelter Standarddosis (40 mg 1-0-1) Gelenksschmerzen, weshalb Pantoprazol durch Esomeprazol ersetzt wurde, worunter die Beschwerden verschwanden.

Schlussfolgerungen: Die Therapie eines KG mit PPIs in doppelter Standarddosis war bei unserem kleinen Kollektiv effektiver als in einfacher Standarddosis. Diese Ergebnisse müssen an einem größeren Kollektiv überprüft werden.

Text

Hintergrund

Gemäß der S2k-Leitlinie „Gastroösophageale Refluxkrankheit (engl. GERD)“ von 05/2014 wird bei der extraösophagealen GERD-Manifestation (z.B. mit Ausbildung von einem Kontakgranulom, KG) eine empirische Protonenpumpeninhibitor (PPI)-Therapie in doppelter Standarddosis (z.B. Pantoprazol 40 mg 2x/Tag) über 8 Wochen angeraten [1]. Valide Studiendaten existieren hierzu jedoch nicht.

Material und Methoden

Im Rahmen einer prospektiven Studie von 05.2015 bis 12.2019 erhielten 39 Patienten, die sich an der Sektion Phoniatrie und Pädaudiologie der Universitätsklinik Ulm mit endoskopisch nachgewiesenem KG vorstellten, konsekutiv randomisiert PPIs in einfacher (1xPPI, n=22) bzw. doppelter Standarddosis (2xPPI, n=17) für 8 Wochen lang. Es wurden bei Erstvorstellung und bei Kontrolle nach 4 Monaten ein möglicher gastrolaryngealer Reflux sowie Halssensationen, Räusperneigung oder Heiserkeit erfasst und eine Videolaryngo-Stroboskopie durchgeführt, um die Befundentwicklung des Granuloms zu beurteilen (Progredienz, gleichbleibend, Remission < 50%, > 50% oder komplett). Die beiden Gruppen wurden miteinander verglichen.

Ergebnisse

Das Granulom war in 40% der Fälle nach Therapie mit 1xPPIs und in 77% der Fälle mit 2xPPIs verschwunden bzw. regredient (p<0.05). Bei Kontrolle waren 23% der Patienten mit 1xPPIs völlig symptomlos und 77% der Patienten mit 2xPPIs. Halssensationen wurden bei Erstvorstellung mit 64% als häufigstes Symptom angegeben. Bei der Kontrolle nach PPI-Therapie in einfacher bzw. doppelter Standarddosis waren Halssensationen nur noch in 33% bzw. 15% der Fälle bei Granulomremission nachweisbar. Bei Persistenz des Granuloms waren sie jedoch kaum beeinflussbar.

Eine Patientin entwickelte nach 14 Tagen Einnahme von Pantoprazol® in doppelter Standarddosis (40 mg 1-0-1) Gelenksschmerzen, weshalb Pantoprazol® durch Esomeprazol® ersetzt wurde. Hierunter war die Patientin beschwerdefrei.

Diskussion

Ein laryngopharyngealer Reflux bzw. eine „Gastroösophageale Refluxkrankheit“ sind bei bis zu ¾ der Patienten mit einem Kontaktgranulom anzutreffen [2], [3], [4]. Das gute Ansprechen der Granulome auf Antazidatherapie von > 50% im Gesamtkollektiv nach ca. 4 Monaten deckt sich mit den Ergebnissen von systematischen Literaturrecherchen, in denen eine Antirefluxtherapie als Goldstandard bei der Therapie von Kontaktgranulomen (Level 2A Evidenz) genannt wird [2].

Unsere prospektiv randomisierte Pilotstudie konnte erstmals zeigen, dass eine Antazidatherapie von PPIs in doppelter Standarddosis der Therapie von PPIs in einfacher Standarddosis hinsichtlich der Remission des Granuloms und auch der Symptome klar überlegen war. Ca. 1/3 unserer Patienten sprachen nicht auf unsere Antazidatherapie (2xPPI) an. Ein Therapieversagen in unserem Kollektiv könnte möglicherweise durch Gallenreflux bedingt sein, der durch Antazida bekanntermaßen nicht behandelt werden kann.

Fazit

Die Therapie eines KG mit PPIs in doppelter Standarddosis ist effektiver als in einfacher Standarddosis. Diese Ergebnisse müssen an einem größeren Kollektiv bestätigt werden.


References

[1] Koop H, Fuchs KH, Labenz J, et al. S2k-Leitlinie: Gastroösophageale Refluxkrankheit unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). AWMF-Register-Nr. 021-013. Z Gastroenterol. 2014;52:1299-346. DOI: 10.1055/s-0034-1385202
[2] Karkos PD, George M, Van Der Veen J, Atkinson H, Dwivedi RC, Kim D, Repanos C. Vocal process granulomas: a systematic review of treatment. Ann Otol Rhinol Laryngol. 2014;123(5):314-20.
[3] Rudman JR, McGee CS,DiazJ, Rosow DE. Assessing the utility of non-surgical treatments in the management ofvocal process granulomas. J Laryngol Otol. 2020;134(1):68-73.
[4] Mössner J. Die Indikationen, Anwendungen und Risiken von Protonenpumpen-Inhibitoren. Ein Rückblick auf 25 Jahre. Dtsch Arztebl Int. 2016;113:477-83.