65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
Der freie Gewebetransfer zur Weichgewebsrekonstruktion von Hand und Unterarm
Text
Fragestellung: Posttraumatische Defekte im Bereich des Unterarmes und der Hand gehören aufgrund der häufig freiliegenden, funktionell wichtigen Strukturen bei vergleichbar dünnem Hautmantel zu den komplexen Rekonstruktionen. Aufgrund der Größe des Defektes, des mechanischen Anspruches und der begrenzten Verschieblichkeit des Gewebes sind lokale oder gestielte Rekonstruktionsverfahren häufig nicht verfügbar. Die perforatorbasierten fasziokutanen Lappenplastiken stellen eine muskelsparende Rekonstruktionsmöglichkeit in diesem Gebiet dar. Ziel dieser retrospektiven Analyse war es zu eruieren, welche Formen des freien Gewebetransfers zum Einsatz kommen. Da im Gegensatz zur unteren Extremität die tiefen Venen an der oberen Extremität häufig klein sind, sollen zudem die Empfängervenen identifiziert werden.
Methodik: Patienten unterschiedlichen Alters mit posttraumatischen Weichgewebsdefekten der oberen Extremität begrenzt auf Unterarm und Hand wurden retrospektiv identifiziert. Neben demographischen Daten wurde auch die Defektgröße, Genese, Komplikationen und weitere Revisionen und Korrekturen erfasst. Zudem wurden anhand der Operationsberichte die Empfängervenen ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt konnten im Zeitraum von 2005–2025 17 Patienten mit freiem Gewebetransfer identifiziert werden. In 15 Fällen wurde der anterolaterale Oberschenkellappen (ALT) verwendet, in einem Fall der Temporalisfaszienlappen und in einem Fall der freie laterale Oberarmlappen. In 3 Fällen war eine zusätzliche Hauttransplantation erforderlich. Bei 6 Patienten wurde sekundär eine Lappenausdünnung mit Tenolyse durchgeführt. Eine Anastomosenrevision aufgrund einer venösen Stauung war in einem Fall notwendig. Ein Lappenverlust wurde nicht verzeichnet.
Schlussfolgerung: Große Defekte im Bereich des Unterarmes und der Hand erfordern gut perfundierte Lappenplastiken von geeigneter Ausdehnung in die Tiefe und in die Breite, um die mechanische Beanspruchung zu tolerieren und die komplexe Funktion der Hand zu erhalten. Der anterolaterale Oberschenkellappen ermöglicht Anastomosen fern der Verletzungszone. Die häufig anzutreffende Diskrepanz der Gefäßkaliber im venösen Bereich kann durch die Verwendung oberflächlicher Venen kompensiert werden, ohne ein erhöhtes Risiko an Lappennekrosen einzugehen. Da die Lappenplastik eine dicke Fettschicht aufweist, ist eine sekundäre Ausdünnung häufig indiziert.



