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65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie
16.-18.10.2025
Würzburg


Meeting Abstract

Langzeitergebnisse und Prognosefaktoren nach extraplexaler Rekonstruktion des Plexus brachialis

Martin Aman 1
Ulrike Schnick 1
Cosima Prahm 1
Julia Glaser 1
Leila Harhaus-Wähner 2
Richarda Böttcher 1
1Lehrstuhl für Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Deutschland
2Klinik für Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Deutschland

Text

Fragestellung: Traumatische Läsionen des Plexus brachialis führen zu komplexen Lähmungsmustern mit massivem Funktionsverlust der oberen Extremität. Ziel dieser Studie war es, das Potenzial extraplexaler Nerventranspositionen zur Wiederherstellung zentraler Armfunktionen – insbesondere Ellenbogenbeugung, Schulterabduktion und -anteversion – systematisch zu analysieren. Besonderes Augenmerk lag auf funktionellen Outcomes sowie dem Einfluss von patienten- und interventionsbezogenen Faktoren.

Methodik: In einem monozentrisch aufgebauten Kollektiv wurden 79 extraplexale Nerventransfers bei 40 Patient:innen mit traumatischer Plexusläsion durchgeführt. Die Rekonstruktion der Ellenbogenbeugung erfolgte primär über Interkostalnerven (n=19), Oberlin-Transfers (n=14) und Phrenikus-Transfers (n=1). Die Schulterfunktion wurde über Transfers des N. accessorius auf den N. suprascapularis (n=21) und N. axillaris (n=1), Interkostalnerven (n=14) sowie Somsak-Techniken (n=9) wiederhergestellt. Die funktionellen Ergebnisse wurden nach einem medianen Follow-up von 4,1 Jahren mittels MRC-Scores und Bewegungsgraden dokumentiert.

Ergebnisse: In 85,2% der Fälle wurde eine aktive Ellenbogenbeugung gegen Schwerkraft (MRC 3–4+) erzielt – mit einem medianen Bewegungsumfang von 110° [IQR 90–120°]. 81,5% erreichten eine funktionelle Schulterabduktion (Median 40°) und Anteversion (Median 45°). Insgesamt erlangten 67,5% der Patient:innen eine kombinierte Funktion von Ellenbogen und Schulter – ein entscheidender Schritt zur Wiedererlangung der Armgebrauchsfähigkeit im Alltag. Patientenalter und OP-Latenz (<1 Jahr) zeigten signifikanten Einfluss auf das Outcome: Jüngere Patient:innen mit kurzer Latenz erreichten signifikant höhere Kraftgrade und Bewegungsumfänge.

Schlussfolgerung: Extraplexale Nerventranspositionen ermöglichen nicht nur die Wiederherstellung isolierter Bewegungsfunktionen, sondern die gezielte Rekonstruktion komplexer motorischer Einheiten – vom kraftvollen Anheben des Arms bis hin zur dynamischen Ellenbogenbeugung. Unsere Ergebnisse unterstreichen das enorme Potenzial mikrochirurgischer Rekonstruktionstechniken in einem Plexuschirurgie-Zentrum-Setting – insbesondere bei frühzeitiger Intervention und individueller Technikwahl.