65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
Epidemiologie von Nervenverletzungen der Hand – eine Auswertung des deutschen HandTraumaRegisters der DGH
2Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Neurologie, Düsseldorf, Deutschland
3AUC (Akademie der Unfallchirurgie GmbH), München, Deutschland
Text
Fragestellung: Nervenverletzungen im Bereich der Hand zeigen eine hohe Inzidenz mit erheblichem Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten. Bisher gibt es keine überregionale Datenauswertung, welche eine geordnete Interpretation erlaubt. Ziel dieser Studie ist die epidemiologische Einordnung von Nervenverletzung im Bereich der Hand auf Basis des HandTraumaRegisters (HTR) der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH).
Methodik: Es erfolgte die Auswertung des HTR DGH® im Zeitraum von 2018–2022. Es wurden Patienten mit Nervenschädigungen an der Hand einbezogen, die innerhalb von maximal 14 Tagen chirurgisch behandelt und unter Verwendung des Operations- und Prozedurencodes des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information dokumentiert wurden.
HTR DGH-Projekt-ID: 2022-002
Die Bereitstellung der Daten erfolgte durch das HandTraumaRegister DGH. Auswertung und Interpretation liegen in der Verantwortung des Autors und haben den abschließenden Reviewprozess des HandTraumaRegister DGH noch nicht durchlaufen.
Ergebnisse: Es wurden 20.469 Patienten aus 51 Kliniken dokumentiert, von denen 3606 (17,6%) Patienten eine Nervenverletzungen aufwiesen. Durchschnittlich werden 1,5 Nervenverletzungen pro Fall dokumentiert. Männer sind insgesamt ca. 3,5 mal häufiger betroffen. Der Häufigkeitsgipfel zeigt sich in der Gruppe der 50–60-Jährigen. Die Mehrheit der Patienten ist gesetzlich krankenversichert (63,7%; n=2225), wobei männliche Patienten (32,9%; n=893) im Vergleich zu weiblichen Patientinnen doppelt so häufig über die Berufsgenossenschaft versichert sind (16%; n=124). Der N.medianus und seine Fingerendäste ist mit 4.695 Verletzungen (85,7%) am häufigsten verletzt. Außerdem zeigen sich die häufigsten Verletzungen im Bereich der Phalangen (46%; n=2541) (Abbildung 1 [Abb. 1]). Hierbei ist der Zeigefinger (D2) mit 34,7% der am häufigsten betroffene Finger (n=1404). Unter den einzelnen Nerven ist der radiale Zeigefingernerv (N3) mit 21,5% (n=870) am häufigsten verletzt. Schnittverletzungen sind mit 2.180 Fällen die häufigste Verletzungsart. Der Großteil der Handverletzungen wird unmittelbar einzeitig (89,5%; n=3198) und mittels Plexuanästhesie (51,6%; n=1825) versorgt. Die meisten Eingriffe (34,2%; n=1133) beanspruchen zwischen 60 und 120 Minuten (Median=1,42 Stunden). Die mediane Operationszeit bei Männern beträgt 1,53 Stunden und bei Frauen 1,18 Stunden (p<0,001).
Abbildung 1: Häufigkeiten von Fingerstrahl- und Digitalnervenverletzungen.
Häufigkeiten von Fingerstrahl- und Digitalnervenverletzungen aus der statistischen Auswertung des HTR DGH. Die Daten sind prozentual angegeben.
Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten zeigen, dass Nervenverletzungen bei Männern deutlich häufiger vorkommen als bei Frauen und die zeitnahe Versorgung meist komplikationslos erfolgt. Diese Auswertung liefert eine strukturierte Darstellung der epidemiologischen Daten und ermöglicht Schlussfolgerungen zu Verletzungsursachen, Diagnostik und Therapien.



