Deutscher Rheumatologiekongress 2025
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Morbidität abseits der Muskelbeteiligung – Myositispatient:innen auf der Intensivstation
2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Intensivmedizin, Hamburg
3Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Controlling, Hamburg
4Nouvel Hôpital civil, Department of Physiology, Strasbourg
Text
Einleitung: Idiopathische inflammatorische Myopathien (IIMs) sind eine heterogene Erkrankungsgruppe mit erhöhter Morbidität und Mortalität, welche insbesondere auf einer möglichen Multiorganbeteiligung sowie einem erhöhten Infektrisikos beruhen. Dies kann bis zur Intensivpflichtigkeit führen. Bisher gibt es allerdings nur begrenzte Daten zu Aufnahmegründen und Outcome von IIM-Patient:innen auf der Intensivstation. Ziel unserer Studie war daher eine genaue Charakterisierung dieser kritisch kranken Patient:innen, um ein besseres Verständnis für die Herausforderungen des klinischen Managements der Kohorte zu entwickeln.
Methoden: In der retrospektiven Studie wurden die Krankheitsverläufe von Patient:innen mit Myositis-assoziierter Grunderkrankung (entsprechend der ICD10-Codes), die zwischen 2014 und 2022 auf einer Intensivstation des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf behandelt wurden, hinsichtlich IIM-Entität, Vortherapien, Ursache des Intensivaufenthaltes sowie Komplikationen und Outcome analysiert.
Ergebnisse: Insgesamt 23 Patient:innen mit einem Durchschnittsalter von 58 Jahren wurden in die Analyse eingeschlossen. Die meisten Patient:innen wurden aufgrund von Komplikationen durch die Immunsuppression oder die Aktivität der Grunderkrankung aufgenommen (s. Abbildung 1 [Fig. 1]). Im Schnitt dauerte der Intensivaufenthalt 32 Tage (1–503 Tage). Fünf Patient:innen verstarben auf der Intensivstation (drei Blutungs- und zwei Infektkomplikationen) (s. Tabelle 1 [Tab. 1]). Die meisten Patient:innen hatten eine Dermatomyositis (39%), Overlap-Myositis (17%) oder ein Antisynthetase-Syndrom (17%). Bei 14 Patient:innen (61%) lag eine zeitgleiche chronische Lungenerkrankung vor (zehn Patient:innen mit interstitieller Lungenerkrankung, vier Patient:innen mit chronisch obstruktiver Bronchitis). Während des Intensivaufenthaltes war bei zwölf Patient:innen eine Aktivität der Myositis mit vor allem pulmonaler, muskulärer und kardialer Beteiligung feststellbar (Abbildung 1 [Fig. 1]). Bei diesen Patient:innen erfolgte eine Intensivierung der Therapie (Prednisolonstoß bei zehn, intravenöse Immunglobuline bei sechs, Rituximab und Cyclophosphamid bei je drei Patient:innen). Insgesamt 14 Patient:innen wurden während des Intensivaufenthaltes intubiert, acht davon aufgrund einer respiratorischen Insuffizienz.
Abbildung 1: Myositispatient:innen auf der Intensivstation
Tabelle 1: Patient:innencharakteristika
Schlussfolgerung: Die Studie ermöglicht einen wichtigen Einblick in das Krankheitsgeschehen von IIM-Patient:innen auf Intensivstation. Sowohl eine Aktivität der Grunderkrankung als auch Infektkomplikationen können zu schwerer Morbidität mit potentiell lebensbedrohlichen Verläufen führen, selbst wenn initial keine primär Myositis-assoziierte Ursache im Fokus der Aufnahme steht. Diese Ergebnisse unterstreichen die essentielle interdisziplinäre Zusammenarbeit auf der Intensivstation.